Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

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Die 
Kunst. 
des 
Islam. 
sinnig ist, aber kein eigentlich poetisches Element gedeihL 
Ueberall linden wir freilich die orientalische Phantasie zu 
Bildern und Metaphern geneigt, die aber entweder in 
raschem Wechsel vorüberfliegen, oder conventioneller, 
feststehender Ausdruck sind, oder endlich schon als be- 
wusste Allegorie angewendet werden. Auch in der Poesie 
herrscht also beständig entweder nur die Abstraction des 
Gedankens oder die flüchtige, geniessende Sinnlichkeit. 
Ihre grösste Schönheit liegt ganz auf subjectivenl Boden, 
in der persönlichen Liebenswürdigkeit des Dichters; der 
Ausdruck seiner Kraft und Tapferkeit, seiner Frömmigkeit 
und Weisheit, seiner Sehnsucht oder seiner Behaglichkeit 
im Genusse, das sind eigentlich die anziehenden Punkte 
dieser Dichtung. Die gestaltenschaffende Kraft fehlt 
ihr; zu der poetischen Gattung, in welcher diese vorzugs- 
weise ihr Feld hat, zur dramatischen, hat daher auch die 
muhamedanische Welt niemals auch nur den Versuch 
gemacht  
Es darf uns daher nicht wundern, dass eine bildende 
Kunst hier nicht aufkommen konnte. Das Verbot des 
Koran trägt nicht die Schuld; denn auch wo es (wie in 
Spanien und bei den Persern) überschritten wurde, blieben 
die Versuche des Bildens auf der untersten Stufe der 
Rohheit. Es fehlte Trieb und Gefühl für Kunstleistungen 
dieser Art; die Schönheit, für welche man empfänglich 
War, konnte hier keine Stelle finden, und eine den Anfor- 
deruxigeil orientalischer Phantasie entsprechende Darstel- 
lung würde grauenhaft und widerlich geworden sein. 
Jenes Verbot War in der That ein Beweis von der. tiefen 
ü) Die religiösen Spiele dramatischer Form, in welchen die per- 
sischen Schiiten nach den Beschreibungen der Reisenden die Schicksale 
ihrer Iirlärtyrer darstellen, sind ganz ohne künstlerische Bedeutung.
	        
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