Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Ihre 
Beziehung 
Religion. 
Zllf 
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Mängel sein mögen. Eine Umkehr, eine Aenderung des 
Menschen fordert er nicht , und eine so tiefe, naehwir- 
kende Lösung der grossen Gegensätze, wie das Christen- 
thum, gewährt er nicht; aber eben deshalb war er leichter 
verständlich und zugänglich. Er bildete ein künstliches 
System, dessen [Tnhaltbarkeit und Verderblichkeit, selbst 
für jene Völker, durch die neueste Geschichte zu Tage 
tritt, aber er beruhete auf einer genialen Verschmelzung 
der verschiedenen nationalen Geistesrichtungen des Orients 
mit einer neuen, höhern Tendenz. Es erklärt sich hieraus 
die schnelle Ausbreitung und die lange Dauer des Islam. 
In der That darf man ihn für diese Völker, wenn sie der 
Aufnahme oder doch der Durcharbeitung des Christen- 
thums nicht fähig waren, als eine Wohlthat ansehen, die 
ihnen von der Weisheit der Vorsehung zugedacht war; 
gewiss wurde bei ihnen ein höheres geistiges Leben 
durch den Koran angeregt. 
Er gab zunächst höchst tiefe, geistige Gedanken; 
den der allumfassenden, durch Vorherbestimmung alles 
leitenden Einheit Gottes, und den der subjeetiven Freiheit, 
aber zu diesen in ihrer Abstraction scharf eontrastirenden 
Bestimmungen trat dann als ferneres Element, zwar nur 
geduldet, aber doch höchst wichtig, die sinnliche Natur. 
ln jeder Beziehung ist daher die Beriihrmlg und Verbin- 
dung des Entgegengesetzten die Grundform, nach welcher 
sich alle Lebensgestaltungen auf muhamedanischem Bo- 
den modeln. Es ist, wie gesagt, ein höchst orientalisches 
System, Licht und Schatten, Beweglichkeit und Ruhe, 
unmittelbar an einander gränzend, in schärfster Steigerung 
des Gegensatzes, und doch mit einander verbunden. Im 
Laufe der Geschichte zeigen sich diese Elemente in ver- 
schiedener Kraft. Anfangs herrschte das subjective Elc"
	        
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