Ihre
Beziehung
Zllf
Religion.
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sie. Wir sehen also schon im Koran das Princip ausge-
sprochen, welches sich später immer deutlicher entwickelte,
die Verbindung der schärfsten Abstraction mit der voll-
sten Sinnlichkeit, einer einseitig geistigen Tendenz mit
einem groben Materialismus.
Diese Verbindung, so widersprechend auf den ersten
Blick ihre Elemente erscheinen, ist nicht auffallend und
unnatürlich; die Extreme berühren sich, die Abstraction des
Verstandes schlägt leicht in eine materialistische Ansicht
um. Besonders dem Orient lag diese Verbindung des
Gegensatzes nahe; wir können sie in allen frühem Reli-
gionssystemen wahrnehmen. Bei Indern und Aegyptern
war mit einer sinnlichen Grundlage die Neigung zur Ab-
straction, bei Persern und Juden mit einem sehr geistigen
und verständigen Anfange ein sehr materialistisches Re-
sultat verschmolzen. Allen diesen Systemen stand das
des Koran nicht gar zu fern. Im Bekenntniss herrscht
zwar der Monotheismus, strenge wie im Judenthum, aber
in praktischer Beziehung ist eine grössere Aehnlichkeit
mit dem kriegerischen Dualismus der Lehre Zoroasters
nicht zu verkennen. Der Diener Allahs ist wie der des
Ormuzd zum Kampfe aufgerufen und ein geistiges Reich
steht der Natur gegenüber. Der einsame Gott steigt zwar
nicht auf die Erde herab, aber diese erscheint auch nicht
so verflüchtigt wie in der hebräischen Anschauung. Viel-
mehr nähert sich die Praxis des Islam auf dieser Natur-
seite sogar den heidnischen Systemen; denn Allah leiht
den Namen, aber die Natur Waltet, zwar ohne dass ihr
göttliche Ehre dargebraeht würde, aber deshalb nur um
so freier und zügelloser. Mag) kann sagen , dass die
schweigende Ueppigkeit des Inders, die knechtische Furcht
des Baalsdieners, die starre Gesetzlichkeit des Aegypters
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