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Die
Kunst
Islam
des
schriebenen Fönnlichkeitevl und der gebotenen Pflichten
bilden npch keinen Menschen, sie bleiben äussere Hülle,
unter welcher die wilde Kraft der Leidenschaften und der
Sinnlichkeit um so verderblicher ihr Wesen treibt.
War
doch
auch
schon Muhameds Lehre
S0 aus
nicht
einem Keime hervorgegangen; neben den abgeleiteten
und abstracten Formeln antiker, christlicher, jüdischer
Doctrinen, neben den Vorschriften der Enthaltsamkeit und
des Fastens, nahm er die ganze Fülle der Sinnlichkeit
in sein heiliges Buch auf. Es War nicht bloss die alleinige
Grösse Allalfs, welche die Völker begeisterte, auch die
vollste Befriedigung der Sinne war ihnen verheissen. Es
macht einen eigenthümlichen Eindruck, wenn man neben
der Predigt des übersinnlichen Gottes die lockende Be-
schreibung des Paradieses liest. Achttausend Diener,
sämmtlich schöne Jünglinge, umgeben hier den Gläubigern,
zweiundsiebenzig Frauen sind ihm gegönnt, sein Zelt ist
mit Perlen , Hyazinthen und Smaragden geschmückt,
dreihundert goldne 'l'ische tragen seine Mahlzeit, jeder
mit einer Schüssel bedeckt, die letzte so schmackhaft
wie die erste; auch Wein ist ihm hier gestattet, der aber
nicht berauscht; in ewiger Jugend, umgeben von Kindern,
so viel er sie begehrt, lebt hier der Selige und lauscht
den Gesängen eines lieblichen Engels oder ergötzt sich
am Anblicke Allahs; nach so vielen sinnlichen Genüssen
kann auch dieses nur als der höchste, schwerlich also
als etwas rein Geistiges gedacht werden. Freilich belohnt
diese schwelgerische Fülle den Gläubigen erst in einem
jenseitigen Leben, nach der strengen Erfüllung selbst
rauher Pflichten; aber immerhin war dadurch der Werth
des sinnlichen Genusses anerkannt; selbst die Kasteiung
ging von einer solchen Anerkennung aus und bestärkte