Ihre
Beziehung
zur
Religion.
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wohlthätige Wirkung ausübt. Und dieser Charakter
der Ruhe ist eine so entschiedene Folge dieser Lehre,
dass er sich bei allen Völkern, die sich zum Islam beken-
nen, ausgebildet hat, und ihnen immer geblieben ist. Man
könnte glauben, dass diese geistige Richtung der Archi-
tektur sehr günstig sei, dass aus ihr ein eben so festes,
grandioses, überall und durch alle Jahrhunderte gleiches
System der Baukunst hervorgehen müsste; um so mehr
als diese Kunst die einzige unter den bildenden war, in
welcher die Muhamedaner ihr Wesen aussprechen konn-
ten, und als die Vermischung und 'l'rübung des architek-
tonischen Elementes durch das bildliche nicht denkbar
war. Der Boden scheint vortrefflich für die Baukunst
vorbereitet; wenn sich dennoch kein consequenter, wahr-
haft architektonischer Styl ausbildete, so könnte man
dies für einen Zufall, für eine Abweichung von der grossen
Regel der Entstehung architektonischer Formen halten.
Allein das religiöse und politische System des Koran
hat denn doch in Wahrheit jene innerliche Einheit nicht,
die es zu haben scheint, es dringt nicht frisch und le-
benskräftig aus der natürlichen Anlage der Völker hervor,
es beherrscht das Leben, aber wie der verderbliche Befehl
des Despoten aus seinem einsamen Palaste, es geht nur
darüber fort, wie die Stimme des Imam von dem hohen
Minarete. Dieser starre Monotheismus, das System der
unbedingten Unterwerfung durchdringt nicht das ganze
natürliche Dasein, sondern tödtet es entweder ab oder
lässt ihm eine willkürliche, sinnliche Freiheit. Es fehlte
ihm die Anlage, Individuen zu durchbilden, die Gesetz-
mässigkeit des Ganzen mit der Lebensfülle des Einzelnen
zu verschmelzen. Das Bekenntniss, dass Allah gross sei
und Muhamed sein Prophet, die Beobachtung der vorge-
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