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Muhamedanischc
Architektur.
Zeichnung einen Anlauf zum rechten Winkel nimmt, durch
eine leichte Erweiterung desselben eine complicirtere
Form hervorgebracht, oder der rechte Winkel zwar an-
gefangen, die Linie aber sogleich gebrochen und in andre
Verschlingungeil fortgeführt. Im Ganzen ist die Rich-
tung der Linien im Verhältniss gegen die Einrahmung
eine schräge, aber so dass die Diagonale selbst vermie-
den ist und das Viereck, zu welchem diese Richtung als
Diagonale gehören würde, nicht deutlich hervortritt. Hie-
durch entsteht es denn, dass diese Linien sich nicht bloss
einfach durchschneiden, sondern schon in ihrer Grundlage
ein reiches Netz bilden. Auch dies wird aber nicht ein-
fach und bestimmt sichtbar, sondern es werden nun zwei
Linien vielfach gebrochen, in einander übergeleitet und
zurückgeführt. Hiedurch können jener Anlage zufolge
niemals rechtwinkelige Figuren entstehen, wohl aber bil-
den sich vieleckige Formen, Sterne und Polygone, wo-
bei die Sterne durch die Verlängerung ihrer Linien üher
die Durchschnittspunkte, die Polygone durch ein Aus-
weichen ihrer Linien sich wieder auflösen und in weitere
Verschlingungen übergehen. Dazwischen kommen dann
unregelmässigere Gestalten vor, wiederum sternartig oder
vieleckig, in bunter anmuthiger Verwirrung, in der sich
jedoch auch wieder einfachere namentlich rautenlörmige
Figuren zu bilden scheinen, obgleich dafür gesorgt ist,
dass sie sich nicht ganz abschliessen k). So wird überall
die Phantasie gereizt, an regelmässige Gebilde erinnert,
i) Will man sich den Gegensatz verschiedener Principien recht
anschaulich machen, so vergleiche man mit diesen arabischen Mustern
den griechischen Mäander, welcher ebenfalls aus blossen Linien-
ziigen besteht, aber mit seinen ewig wiederholten rechtwinkeligen
Umbiegungen die beständigste, einfachste, regelmässigste Wiederkehr,
das "klarste und festeste Gesetz ausdrückt.