Charakter
der
Arabesken.
4-27
und lastender wird es, wenn bei schwächerer Einwirkung
des architektonischen Sinnes das Bildliche darin vor-
herrscht; der Contrast zwischen der Bedeutsamkeit der
natürlichen Formen und der zwecklosen leichten Anwen-
dung wird dann in der Regel sehr fühlbar sein, und dem
Ornament etwas Gewaltsames und Barbarisches geben.
Beispiele der letzten Art gewähren die Bauten der Hin-
dus und manche Gebäude des Mittelalters, Beispiele der
ersten wiederum andre christliche Bauten und in gewissem
Sinne die griechischen. Die Bildlosigkeit und der Mangel
der strengen Architektonik war daher ein günstiger Um-
stand für die Ausbildung dieser Decorationen, dessen Be-
nutzung aber davon abhing, dass ein festes Stylgesetz
diese unbeschränkte Freiheit leitete. Schon bei den Sälen
der
Alhambra
s childerte
ich
den
Charakter
dies er
Ara-
besken, hier will ich versuchen, das Gesetz derselben
näher auszusprechen. Man darf dabei nicht vergessen,
dass es das Gesetz des anscheinend Zufälligen, der Ernst
des Spiels, die Einheit des buntesten Wechsels, die Re-
gel der ungebundenen Phantasie ist. Man muss sich auch
daran erinnern, dass schon die architektonischen Formen
selbst bizarr und wechselnd sind, und also die Decoration
sie darin noch übertreifen, aber grade durch diese Stei-
gerung wieder zu einem Abschluss führen muss. Wir
sahen schon, dass in der Abtheilung der Arabeskenfelder
eine wohlthätige, architektonische Regel durchgeführt, in
den Arabesken selbst dagegen das Strengregelmässige
consequent vermieden ist. Diese anscheinende Regel-
losigkeit lässt aber leicht gewisse Regeln erkennen. Die
grade Linie ist zwar oft und in der Mehrzahl der Orna-
mente angewendet, aber sie bildet nicht leicht, oder doch
nicht auffallende rechte Winkel; vielmehr wird, wo die