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Muhaxaledanische
Architektur.
gemeinsamen Grundprincips, aus dem sich das Ganze mit
Hauptformen und Details entwickelte, wie der Baum mit
Blättern und Früchten aus seinem Keime, eines architek-
tonischen Gedankens, welcher wie der des Säulenhauses
im griechischen Tempel oder der der Basilikenform in der
christlichen Kirche für mannigfaltige Anwendung frucht-
bar war, ist unverkennbar. Diese Erscheinung kann über-
raschen; sie scheint der Behauptung, dass die geistige
Eigenthümlichkeit der Völker in der Kunst sich uothwen-
dig ausspreche , dass eine kräftige und selbstständige
Regsamkeit auch eine bestimmte Form erzeugen müsse,
zu widersprechen. Denn das System des Islam ist in gei-
stiger Beziehung ein so entschiedenes, dass es den ver-
schiedenen Völkern, die sich ihm unterwerfen, ungeachtet
aller Abweichungen, ein gemeinsames Gepräge verliehen
hat. Allein in der That findet jene Ansicht auch hier
ihre vollste Bestätigung. Denn bei allem Schwankenden
und Abweichenden haben diese Bautenydoch wieder eine
(lurchgreifende Eigenthümlichkeit, welche sie
Monumenten andrer Völker scharf unterscheidet
von den
und wel-
che auf höchst charakteristische Weise der geistigen
Richtung des Islam entspricht. N
Diese Eigenthümlichkeit zeigt sich freilich zunächst
in einer Weise, welche man als eine negative, als einen
lNIangel bestimmter Ausbildung ansehen kann, die aber
bei näherer Betrachtung doch wieder positiv erscheint.
Hierher gehört das Verhältniss des Aeussern mit der
nackten Formlosigkeit seiner WVände Vzu dem reichen
Schmucke des Innern, hierher auch die sichtbare und fast
absichtliche Vernachlässigung der wesentlich constructiven
Glieder, die Willkür in dem Wechsel von Säulen und
Pfeilern, von Bogen und Bedeckungen mancher Art, die