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Die
Araber
in
Spanien.
welchem sie unter allen Umständen ausartet und sich ver-
flüchtigt. Das Architektonische war und blieb ein Frem-
des, und diese Araber nahmen aus der römischen Archi-
tektur nicht die feste Form, den innern Zusammenhang
auf, sondern nur vereinzelte Details. Daher blieb bei ihnen
die Technik immer eine höchst uuvollkommene; sie be-
gnügen sich mit Mauern von Ziegeln oder von gestampf-
ter Erde, sie kleben ihre Kuppeln aus Holz und Stuceo
mühsam zusammen, sie sind höchst geschickt, aber nicht
wie Bauleute, sondern wie Schreiner und Tapezierer.
Für die grosse Wirkung der Massen haben sie keinen
Sinn; _in der Zeit des höchsten Luxus sind ihre Tempel
und Paläste äusserlich unscheinbar, auch bei grosser Flä-
ohenausdehnung niedrig und schwach. Eine Form ist
zwar allen diesen Perioden und allen Arten arabischer
Baukunst gemeinsam, die der rechtwinkeligen Einrahmung
der Wandflächen zwischen horizontalen und senkrechten
Mauerstreifen. Allein sie ist grade eine ungünstige, sie
gestattet keine Entwickelung, sie verbindet das Ganze
nicht, sondern trennt die Flächen; sie ist eine Erleich-
terung und Consequenz des decorativen Princips. Sie
brachte es mit sich, dass die Säule durch den ihr aufge-
setzten Ständer Widersinnig, dass der Bogen nur eine
müssige Ausfüllung wurde, sie begünstigte das abenteuer-
liche Spiel mit diesen ernsten Formen.
Bei einigen andern muhamedanischen Völkern, nament-
lich in den ägyptischen und indischen Bauten, ist zwar
die technische Behandlung des Materials kräftiger und
strenger; der Einfluss und Gegensatz christlichen Geistes"
trieb die spanischen Mauren zu weiterer Consequenz.
Aber im Wesentlichen ist doch auch bei diesen andern der-
selbe Geist, auch ibnen ist die Architektur nur eine