Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Der Palast zu Salona. 27 
'I'en1peln und mit Wohnungen für den Kaiser und sein 
Gefolge. Das Technische des Baues ist noch vortrefflich, 
die Ornamente sind mit verschwenderischem Reichthume 
und mit Fleiss behandelt, an einzelnen findet sich auch 
noch ein Ueberrest der frühem Anmuth, bei den meisten 
aber schon eine Dürftigkeit und Trockenheit, welche zeigt, 
dass man auf eine genaue Betrachtung dieses hergebrach- 
ten Sehmuckes, auf die Prüfung eines fühlenden Auges 
nicht mehr rechnete. Der gekrümmte Fries, die bizarre 
Häufung schwerfälligei- Arabesken ist gewöhnlich. Da- 
gegen ist in der Anordnung viel Eigenthümliches, man- 
ches von grossem, malerischem Reize, wenn auch auf 
Kosten der verständigen Einfachheit. Die langen Säulen- 
reihen tragen nicht mehr Gebälk, sondern Bogen, die 
grossen Mauerflächen sind mit Reihen runder Fenster 
oder Nischen zwischen hochsehwebenden von Kragsteinen 
getragenen Säulen bedeckt. Einer der beiden Tempel ist 
in achteckiger Form durch eine runde Kuppel von sehr 
künstlicher Wölbung bedeckt, seinen Seiten entspricht 
ein eben so achteekiger Portikus, über welchen dann nicht 
bloss die Kuppel, sondern schon das zweite Stockwerk 
der senkrechten Wände hinausragt, mithin eine sehr neue 
und auffallende Form. Die Wölbung spielt hier eine 
ungleich wichtigere Rolle als bisher, namentlich ist es 
bedeutsam, dass der Bogen nicht mehr vereinzelt und 
zwischen Säulen eingeschlossen vorkommt, wie am Co- 
losseum und an so vielen ältern Gebäuden, sondern dass 
er sich frei auf den Kapitälen. erhebt und sich in langen 
Reihen fortpflanzt. 
Die ausschliesslichen Freunde antiker Baukunst 3') 
können diese Formen nur mit Missbehagen aufnehmen. 
f) Hirt, Gesch. d. Bank. II. S. 436.
	        
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