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Die
Araber
in
Spanien.
beibehalten ist, ist die der (freilich jetzt nur an wenigen
Stellen vollständig erhaltenen) Dächer, welche in das
Innere der Höfe weitschattend hinausragen, und in der
Unteransicht die Balkenconstruction offen und mit ange-
messenen Verzierungen versehen zeigen.
Die Dimensionen der Räume sind keinesweges gross;
der Gesandtensaal, ein Quadrat von etwa 33 Fuss mit
einer Höhe von etwa 55 Fuss ist der höchste von allen;
die Gallerieeil des Löwenhofs haben bei einer Breite von
108 und einer Länge von 60 Fuss nur eine Höhe von
34 Fuss. Der Eindruck, den diese reizenden Hallen geben,
ist auch keinesweges ein grosser, tief ergreifender, von
dem strengen Ernst eigentlich architektonischer Schönheit
ist keine Spur. Der Gedanke des Kühlenden, den der
Südländer so sehr liebt, ist überall vorherrschend; von
dem Bassin des Löwenhofes gehen nach allen Seiten kleine
Kanäle in die benachbarten Räume, und speisen die klei-
nern Brunnen, welche in jedem derselben, im Saale der
Schwestern, in dem der Abencerragen und in der Halle der
Justiz angebracht sind. Mit dieser Vorliebe für das Wasser
steht denn auch das Stalaktitengewölbe in Verbindung,
indem es, nicht nachahmend aber anspielend, der Phan-
tasie das Bild kühler Grotten und herabfallender 'l'ropl'en
giebt. Darauf waren auch die in constructiver Hinsicht
bedeutungslosen Bogen berechnet; sie erscheinen wie
Vorhänge, welche das lästige Licht abhielten oder massig-
ten. Auch waren sie wirklich nicht durch Thüren, so"-
dern gar nicht oder nur mit Vorhängen geschlossen, und
die Durchsicht durch diese auf einander gerichteten Bo-
genößnungen ist eine der Schönheiten dieses Palastes.
Der Ausdruck dieser Formen hat daher überall eine per-
sönliche, sinnliche Beziehung; sie versprechen Schatten,