Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

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Die 
Araber 
in 
Spanieh. 
Traum seiner Einbildungskraft übertroffen fühle. Im Lö- 
wenhofe erhebt sich die Poesie des Verfassers der In- 
schriften noch kühner, er vergleicht das Becken, welches 
das Wasser in die Röhren ausfiiessen lässt, mit einem 
Liebhaber, dessen Augen Thränen vergiessen, die er 
verbirgt, sobald man ihn bemerkt. In diesen Inschriften 
ist also, wie in der architektonischen Ausstattung, der 
Ernst verbannt, es ist durchweg auf leichte Anregung, 
sinnreiche Unterhaltung der müssigen Phantasie, auf ein 
heiteres, anmuthiges, selbst sentimentales Spiel abgesehen. 
Bei allem verschwenderischen Reichthume der Orna- 
mentation herrscht aber in der Anordnung und Abtheilung 
der Flächen ein wohlthätiger Rhythmus, welcher ein Ver- 
hältniss zwischen ihnen herstellt und eine angenehme 
Beruhigung gewährt. Dies entsteht zum Theil durch das 
bereits beschriebene Verhältniss der Flächen zu einander, 
durch den angemessenen Wechsel schmaler Friese und 
grösserer Felder, und durch die richtige Steigerung vom 
Einfacheren zum Künstlicheren und Prächtigeren. Sehr 
viel trägt aber auch die Zeichnung der Verzierungen dazu 
bei, indem keine von ilmendie bedeutsame Gestalt eines 
organischen Ganzen zeigt, keine sich concentrirt und ab- 
schliesst; vielmehr sind die darin enthaltenen Muster 
immer so eingerichtet,- dass sie einer unendlichen Fort- 
setzung fähig wären, und nur durch die Einfassungen der 
Fläche, auf welcher sie sich befinden, abgeschnitten wer- 
den. Sie stehen also untereinander in keinem innern Zu- 
sammenhange, sondern wirken nur wie vereinzelte Tep- 
piche. Dadurch bleibt ihre bunte Erscheinung ohne Einfluss 
auf die Architektur; so sehr das Einzelne, wenn man 
darauf eingeht, das Auge an sich zieht und beschäftigt, 
so wenig drängt es sich hervor, wenn man das Ganze
	        
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