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Die
Araber
in
Spanieh.
Traum seiner Einbildungskraft übertroffen fühle. Im Lö-
wenhofe erhebt sich die Poesie des Verfassers der In-
schriften noch kühner, er vergleicht das Becken, welches
das Wasser in die Röhren ausfiiessen lässt, mit einem
Liebhaber, dessen Augen Thränen vergiessen, die er
verbirgt, sobald man ihn bemerkt. In diesen Inschriften
ist also, wie in der architektonischen Ausstattung, der
Ernst verbannt, es ist durchweg auf leichte Anregung,
sinnreiche Unterhaltung der müssigen Phantasie, auf ein
heiteres, anmuthiges, selbst sentimentales Spiel abgesehen.
Bei allem verschwenderischen Reichthume der Orna-
mentation herrscht aber in der Anordnung und Abtheilung
der Flächen ein wohlthätiger Rhythmus, welcher ein Ver-
hältniss zwischen ihnen herstellt und eine angenehme
Beruhigung gewährt. Dies entsteht zum Theil durch das
bereits beschriebene Verhältniss der Flächen zu einander,
durch den angemessenen Wechsel schmaler Friese und
grösserer Felder, und durch die richtige Steigerung vom
Einfacheren zum Künstlicheren und Prächtigeren. Sehr
viel trägt aber auch die Zeichnung der Verzierungen dazu
bei, indem keine von ilmendie bedeutsame Gestalt eines
organischen Ganzen zeigt, keine sich concentrirt und ab-
schliesst; vielmehr sind die darin enthaltenen Muster
immer so eingerichtet,- dass sie einer unendlichen Fort-
setzung fähig wären, und nur durch die Einfassungen der
Fläche, auf welcher sie sich befinden, abgeschnitten wer-
den. Sie stehen also untereinander in keinem innern Zu-
sammenhange, sondern wirken nur wie vereinzelte Tep-
piche. Dadurch bleibt ihre bunte Erscheinung ohne Einfluss
auf die Architektur; so sehr das Einzelne, wenn man
darauf eingeht, das Auge an sich zieht und beschäftigt,
so wenig drängt es sich hervor, wenn man das Ganze