Alhambra.
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die Zeichnung der Verzierung gewählt; unten einfachere
Wßrschlinguugen gradliniger Figuren, an den teppicharti-
gen YVandfIächen künstliche, sinnreiche Muster, um diese
herum mit einem Wechsel von architektonischer Bedeut-
samkeit die goldglänzenden, phantastischen Buchstaben
der Insehriftenzüge, endlich in der Kuppel wiederum mehr
einfache Formen. Die Muster der Verzierungen sind ein-
ander zwar vielfach ähnlich, aber niemals ganz gleich,
immer in neuen, sinnreiehen Combinationen wechselnd,
gleichsam Variationen über dasselbe Thema. Es ist dabei
auf eine leichte Beschäftigung der Phantasie, auf einen
träumerisehen Reiz abgesehen; das müssige Auge soll
sich in diesen Versehlingungen verlieren, auf diesen glän-
zenden und frischen Farben sich tändelnd ergehen. Darauf
zielen denn auch die Inschriften hin, welche bald in den
strengen Zügen der alten, kuiisehen Schriften, bald in den
verschlungenen N ekschi-Charakteren, bald in horizontaler,
natürlicher Folge, bald von unten nach oben fortlaufend,
nur dem Liegenden bequem lesbar an den Wänden ange-
bracht sind. Sie sind hier selten aus dem Koran genom-
men, sondern meistens freie Dichtung oder Prosa, welche
ausser den üblichen Danksagungen und Anrufungen Got-
tes sich mit dem Lobe des Fürsten, der diese Hallen
erbauen liess, oder mit dem Preise der Schönheit des
Saales selbst oder seiner Theile beschäftigen. Die Säulen
des Sohwestersaales rühmen sich als von Licht geschmückt,
ihre Schönheit sei sprüclnvörtlich geworden; die Halle der
Gesandten nennt sich den geschmückten Sitz der Braut,
die von Vollkommenheit glänzt. Die Wölbung wird mit
dem Regenbogen verglichen, der Glanz der Wände mit
einem Meer; der Künstler wird gepriesen, der Besehauer
aufgefordert, bis zur Ermüdung zu sehen, damit er den