Alhambra.
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uns die überraschende Anschauung des zierlichen und
glänzenden Styls dieser Architektur. Den Mittelpunkt
dieser Anlagen bildet der berühmte Löwenho f , ein läng-
lich viereckiger offener Hofraum, in der Richtung von
Westen ilach Osten, so benannt nach einem auf zwölf
Löwen von schwarzem Marmor ruhenden Bassin. Der
Raum ist zunächst von einer Säulenhalle umgränzt, an
welcher die zierlichen Säulen zwar auf den beiden gegen-
überstehenden Seiten symmetrisch, übrigens aber mit
wunderlichen- Unregelmässigkeit bald einfach, bald gekup-
pelt, bald sogar in Gruppen von drei oder vier Säulen
umhergestellt sind, und auf der westlichen und östlichen
Seite in kleinen offenen, mit einem Bassin versehenen
Pavillons vorspringen. Die westliche Seite bildet den
Eingang vom Hofe der Alberca her, die drei andern füh-
ren zu den reichsten und praehtvollsten Localen. Im
Süden nämlich liegt hier die Halle der Abencerragen,
eine Festhalle mit einem V orsaale, so genannt, weil hier
der König Boabdil die Glieder dieser berühmten ritter-
lichen Familie ermorden liess; im Norden ihr_ entsprechend
die Halle der zwei Schwestern, Frauengemächer,
aus einem grossen Saale mit zwei N ebenhallen und einem
Kabinet bestehend. Dieses hat den Blick auf einen kleinen
innern Garten, während die Halle der Abencerrageil an
der Aussenmauer des Palastes liegt. Auf der Östlichen
Seite ist endlich noch ein langer, schmaler Saal oder
(lorridor, welchen man ohne geschichtlichen Grund den
Saal des Gerichts (Halle der Justiz) nennt.
Alle diese Räume sind nun auf das Reichste und
Glänzendste mit farbigen Ornamenten geschmückt, die
Halle der Schwestern leistet darin das Höchste. Im Style
der Architektur sind sie im Wesentlichen gleich, während