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Architektur
des
Verfalls.
geklebt, oder die Pilasterstreifen mit Schnitzwerk ge-
füllt. Das Gebälk über der Säulenstellung ist nicht be-
ständig in der graden Richtung durchgeführt, sondern
erhebt sich über den beiden mittlern Säulen zu einem
Bogen. Selbst die Wände bilden selten eine reine Flä-
che, sondern sind oft in doppelten Reihen mit Nischen
bedeckt, welche Säulen und Pilaster zur Seite, spitze,
runde und gebrochene Giebel haben, zuweilen mit mu-
schelartigen Zierden. Ueberhaupt erinnert uns Manches
an den schwerfälligen Styl, der sich aus der falschen
Anwendung der römischen Architektur im siebenzehnten
Jahrhundert in unsern Gegenden entwickelte.
Auch im Abenlande Afand dieser Geschmack immer
mehr Anwendung, weniger durch unmittelbaren Einfluss
orientalischer Formen, als weil die geistige Richtung eine
ähnliche geworden war. Ich übergebe die andern in Ita-
lien erhaltenen Denkmäler, unter denen namentlich zwei
Thore in Verona nicht unwichtig sind, um bei einem be-
deutenden Bau des Kaisers Diocletian zu verweilen, der
uns noch sehr vollständig erhalten ist und eine deutliche
Anschauung von dem Style seiner Zeit gewährt. Es ist
der Palast zu Salona, jetzt Spalatro, an der Küste
Dalmatiens. In dieser anmuthigen Gegend unfern der
kühlenden Meeresbucht, zwischen fruchtbaren Ebenen und
waldigen Anhöhen erbaute sich der alternde Kaiser, in-
dem er die Sorgen der Regierung seinen Reichsgehülfen
überliess, einen Landsitz, in fürstlicher Pracht und Wür-
dc und zugleich, wie es den unruhigen Zeiten gemäss, in
kriegerischer Haltung. Das Ganze bildet ein grosses
Viereck von mehr als siebenhuildert Fuss Breite und
Länge, ausserhalb von hohen Mauern und Thürmen um-
geben, iuwcndig von Säulengängen durchzogen, mit zwei