Granada.
Gewerbfleiss .und Bildung, Tapferkeit und Schätze. Unter
dem Scepter eines klugen und mächtigen Regenten ge-
wann die schöne Provinz bald eine hohe Bedeutung;
eine dichte und erwerbsame Bevölkerung wusste dem
üppigen Boden die reichsten Früchte abzugewinnen, Han-
del und Fabrikthätiglaeit blüheten, und Granada wurde eine
Schule der Künste und Wissenschaften und der Sitz eines
glänzenden I-Iofes von ritterlicher Galantrie und feiner
Bildung. In der langjährigen Berührung durch Kämpfe
und friedlichen Verkehr hatten die muhamedanischcxx Be-
wohner von Spanien manche Elemente christlicher Sitte
und abendländischer Gesetzlichkeit aufgenommen, welche
sich bei ihnen mit der kühnen Eleganz und dem leichten
Schwunge orientalischer Phantasie und mit der eigen-
thümlichen Schärfe und Consequenz des arabischen V olks-
charakters paarten. Aus dieser hlischung entstand jene
heitere und freundliche Sitte, der graziöse Luxus und die
Lust an zärtlichen und ritterlichen Abenteuern, welche
noch heute den Volkssagen und Dichtungen den anmu-
thigsten Stoff bieten.
Die
Natur
selbst
scheint
Granada
für
ein
solches
Festleben
bestimmt
haben.
Wie
eine
Warte
schaut
das wehrhafte königliche Schloss von seiner Höhe in die
liebliche Vega, das breite, üppige 'l'hal hinab, wo der
Xenil und Darro mit ihren goldgelben YVellen zwischen
dem Schmelz der immergrünen, frnchttragenden Bäume
hindurchsehimmern, und kühlende Winde von den benach-
barten, schneebedeckten Gebirgen die Luft erfrischen und
mit Wohlgerüchen durchhauchen. Bald drängte sich hier
in den engen Strassen eine rege maurisehe Bevölkerung
um dem Luxus der Fürsten und Mächtigen zu dienen. Im
Wettcifer mit dem Glanze der Natur begannen nun der