Kairovan.
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Zutritt erlangt haben f). Die Baukunst dieser Gegenden
wird uns indessen nicht beschäftigen; sie scheint noch
weniger selbstständig ausgebildet als in den andern Rei-
chen der Araber und nur ein Reflex der muhamedanischen
Architektur in Aegypten und Spanien zu sein.
Von diesen maurischen Gegenden aus begannen schon
frühe die Angriffe der Araber auf das westliche Europa,
zuerst die auf Spanien, von deren Folgen wir nachher
ausführlicher zu sprechen haben, dann die auf Sicilien.
Auf dieser Insel landete ein Feldherr des Emirs von
Kairovan schon in der ersten Hälfte des neunten Jahrh.
(820); von der Unzufriedenheit des Volks mit der Tyrannei
byzantinischer Statthalter begünstigt, unterwarf er sich
bald Palermo, welches fortan die Residenz des Wali oder
Befehlshabers der Colonie wurde. Nach fünfzigjährigem
Kampfe (878) fiel auch Syrakus, der letzte Punkt, an
welchem sich die Griechen noch gehalten, und die ganze
Insel war nun eine arabische Provinz. Unter der Verwal-
tung fast selbstständiger Emire erholte sich zwar das
Land von der Verödung, die eine Folge des langen Kam-
pfes gewesen war, nicht völlig; aber es erlangte doch
eine Blüthe, wie wir sie in arabischen Reichen gewohnt
sind, und Palermo war schon im Anfange des zehnten
Jahrhunderts eine so reiche und üppige Stadt, wie es
damals in Italien wohl kaum eine zweite gab. Um sich
der Botmässigkeit der Beherrscher von Kairovan zu ent-
ziehen, schlossen sich die Statthalter von Sicilien mehr
und mehr an die Kalifen von Kairo an, und erkannten
diese endlich (978) als ihre Gebieter; eine Verbindung,
welche nicht ohne inneren Einfluss blieb. Gegen das
a) Girault de Prangey a. a. O. S. 63. Sie ist von Akbah im
siebenten Jahrh. gegründet, aber im zehnten erweitert und verchönert.