Heliopolis
und
Palmyra.
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der der nächsten Nachfolger werden daher die pracht-
vollen Bauten ihren Anfang erhalten haben, unter deren
Trümmern die eines grossen Tempels mit zwei gewaltigen
Vorhöfen, eines kleinem und eines runden Baues wichtig
sind. Hier finden wir denn schon manche eigenthümliche
Abweichungen von dem frühem römischen Style. Der
erste Vorhof des grossen Tempels hat die auffallende
Form eines Sechsecks. Beide Tempel sind in länglich
rechtwinklicher Form, im Aeussern mit einem Peristyl,
im Innern der grössere mit freistehenden Säulen, der
kleinere mit Halbsäulen. Dieser hat im Hintergrunde eine
'l'ribune, zu welcher man auf mehreren Stufen gelangt,
ähnlich dem hohen Chor christlicher Kirchen. Der runde
Tempel ist noch ungewöhnlicher, indem seine Vorderseite
einen gradlinigen, viersäuligen Portikus hat, und vier
andre Säulen in weiten Zwischenräumen den Rundbau
umgeben, ohne einen Umgang zu bilden, indem der hohe
Unterbau sich ihnen eng anschliesst und zwischen ihnen
Nischen bildet.
Viel umfassender sind die Ruinen von Palmyra. Be-
kanntlich lag diese Stadt auf einer, schon im frühesten
Verkehr dieser östlichen Gegenden Wichtigen Stelle, auf
einer grossen, wasserreichen Oase in der Mitte der un-
wirthlichen Syrisch-arabischen Sandwüste, höchst geeig-
net zum Ruhepunkt der Karavanen und zum Mittelplatze
eines weit verbreiteten Ilandels. Schon zu Salomons
Zeiten war Tadmor-denn so nennen es die Eingebornen
-bekannt; unter den Nachfolgern Alexanders nahm auch
diese einsame Stelle griechische Bildung und den griechi-
schen Namen Palmyra an. Eine besondere Wichtigkeit
erhielt die reichgewordene Stadt unter der Regierung des
Gallienus, als sich Odenatus zu ihrem Herrscher aufwarf,