Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Die 
Erfindung 
des 
Spitzbogens. 
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weder in technischer noch in ästhetischer Hinsicht irgend 
einen Zusammenhang mit dem Spitzbogen. In jener nicht, 
weil die Kenntniss des Steinschnitts ganz andere Rück- 
sichten hineinbrachte, in ästhetischer nicht, weil sie in 
ihrer Verbindung ganz andern Eindruck geben. Die tech- 
nische Erfindung des Spitzbogens kann nun sehr leicht 
zufällig entstehen, wenn man bei der Kenutniss des Stein- 
schnittes ein Gewölbe herzustellen hat, dessen Scheitel 
höher oder niedriger liegen soll, als die Hälfte seiner 
Grundlinie. Daher erklärt es sich, wenn man an einzelnen 
römischen Bauten, in dunkeln Hallen, an gewissen Stellen 
von Wasserleitungen, an Gräbern wirkliche Spitzbogen 
vorlindet ö). Sie existirten technisch, aber nicht ästhetisch, 
körperlich, aber ohne Seele und Namen. Es folgt hieraus 
auch, dass die technische Eriindung sich leicht öfter wie? 
derholen kann, und es mag dahingestellt bleiben, ob die Ara- 
ber sie selbst gemacht, oder von römischen Meistern oder 
Beispielen entlehnt haben. Aber in ästhetischer Beziehung 
waren sie (wenn nicht erwiesen werden sollte, dass die 
sassanidischen Baumeister in Persien ihnen darin vorausge- 
gangen) die ersten Erfinder, nur wie gesagt in einem be- 
schränkten Sinne," und ohne dass man Ursache hat, dieser 
ihrer Erfindung grosse Bedeutung beizulegeniii"). 
pl. 195) ein Grabmonimient aus einem Steine mit völlig spitzbogiger 
Form. S. übrigens l-littorf und Zanth, Arch. mod. de 1a Sicile in 
der Einleitung. 
 Vergl. mehrere Beispiele bei Hittorf und Zanth a. n. O. Auch 
die Spitzbogen an dem Begräbnisshofe zu Satfreh in der Cyrenaica, 
abgebildet in dem Reisewerke von Pacho, gehören dahin. 
i") Andrer Meinung sind Manche, welche auf die Architektur 
der ägyptischen Araber grosses Gewicht legen, z. B. Mertens in den 
geistreichen, aber oft höchst gewagten Ansichten, die er in seinem 
Aufsatze über: Paris, baugeschichtlich im Mittelalter (Wiener Bau- 
zeitung 1843. S. 159) niedergelegt hat. Er nennt darin Cairo als
	        
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