Die
Erfindung
des
Spitzbogexls.
371
worden. Allein die Form dieses Bogens ist hier doch
nicht völlig dieselbe, wie in den spätem Bauten des
Abendlandes, und vor allem ist der Gebrauch und die
Bedeutung desselben in beiden Gegenden eine gahz ver-
schiedene. Während er bei den Christen zur Vollendung
des ganzen architektonischen Systems führte und aus-
schliesslich herrschte, bildete er sich hier nicht zur vollen
Wölbung aus, hatte auf die andern Glieder des Baues
keinen Einfluss, und kam nur, wie zur Abwechselung,
neben andern Bogen vor. Er war daher, wie alle Formen
der muhamedanischen Architektur, nur eine Decoration,
Welche hier symmetrisch an grössern Räumen fortgeführt
wurde. Als solche ist er wichtig, weil er diesen Zweig
der arabischen Architektur charakterisirt, und im Verglei-
che mit der weichlichen Kielform der persischen und der
schwerfällig vollen Hufeisengestalt der maurisch-spanischen
Gebäude ihren ernstern und strengem .Geist anzeigt.
Hatten aber auch die Araber das Verdienst der ersten
Erfindung, so ist dies doch dadurch zu beschränken, dass
sie die Vortheile dieser Form in geistiger und technischer
Beziehung nicht erkannten.
Die Frage über den Ursprung des Spitzbogens ist
oft mit der über den Ursprung des Spitzbogenstyls, des
Styles, in welchem dieser Bogen das hauptsächlichste und
bestimmende Element ausmacht, "verwechselt worden, was
denn nothwendig eine grosse Verwirrung hervorbrachte.
Es ist mir daher wichtig, schon hier wo von der zweiten
nicht die Rede sein kann, einige Bemerkungen über die
erste anzuschliessen, um beide desto deutlicher zu trennen.
Auch diese einfachere Frage muss aber scharf ins Auge
gefasst werden. Man muss sich daran erinnern, dass es
sich um eine einfache Grundform handelt, die wenn auch