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Die
Araber
in
Aegypten.
Regelmässigkeit ist so wenig gefordert, dass selbst die
V8l'SClli0(l0ll6l1 Zimmer verschiedene Höhe haben und die
Fenster ohne Symmetrie wechseln, und zierliche Orna-
mentirung findet sich nicht in den eigentlich architekto-
nischen Theilen, sondern an den Fussböden des Hofes
oder der Gemächer und in dem Gitteriverk der Fenster.
Hier hat die Phantasie ein freies Feld und es sind durch
Verschlingung grader oder runder Linien sehr zierliche
Muster hervorgebracht ü).
Unter den Öffentlichen Bauwerken haben die frühern
einen sehr einfachen Charakter. Das älteste Gebäude der
Umgegend ist die Moschee des Amru in Alt-Kairo,
welche er schon im Jahre 643, unmittelbar nach der Er-
oberung, gründete; indessen hat sie manche Herstellung
erlitten, so dass ihre ursprüngliche Form nicht völlig ge-
wiss ist. Sie besteht aus einem offenen Hofe mit Säulen,
die von antiken Gebäuden genommen sind, und welche
auf einem Würfel kreisrunde, jedoch mit einer Spitze
überhöhte und unten hufeisenförmig vertretende Bogen
tragen. Ob diese Bogenform schon dem Bau des Amru
angehört, mag dahin gestellt bleiben, aber jedenfalls deutet
sie nicht auf eine sehr späte Zeit, denn wir finden sie
an zwei Monumenten mit Inschriften aus dem 9. Jahrh.
unsrer Zeitrechnung in enger Verbindung, so dass sie
damals schon in Aegypten gebräuchlich war; an dem
Nilmesser (Meqyas) auf der Insel Rodah, Alt-Kairo ge-
genüber, und an der Moschee Ibn T ulun in Kairo
4') Blehrerc solche Muster bei Laue, Manners und. customs m"
the modern Egyplians, London 1827. I. S. 13, und vorzüglich bei
Ilesselncr a. 21.0. Von den Eigenthünllicllkeiten (lieser Muster, welche
denen der spanischen Arabesken fast ganz gleich sind, wird später
die Rede sein.