Architckturformen.
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fenreiches, dann unter selbstständigen Fürsten. Ein so
mächtiges Reich, so gesicherte und erfreuliche Zustände
wie unter den Patanen und Moghuln in Indien oder auch
nur wie in Persien bildeten sich hier nicht; das verödete
Land erlangte seine frühere Blüthe nicht wieder, und
eine dünne Bevölkerung unwissender und verarmter Chri-
sten und räuberischer Araber lebt bis auf unsre Tage
unter dem Drucke harter Gewaltherrschaft. Dagegen
schien es, als 0b der Boden, welcher einst die Stätte der
unveränderlichen Satzungen der einheimischen Priester-
schaft, später der Sitz christlich theologischer Streitig-
keiten gewesen war, einen fanatischen Geist auch unter
den Muhamedanem erzeugte. Auch unter ihrer Herrschaft
blieb Aegypten eine Schule moslemiseher Gelehrsamkeit,
aber auch der Schauplatz verderblicher Religionskämpfe und
wilder Secten. Im 10. Jahrhundert legten sich die Fürsten
des Landes den Titel eines Kalifen bei und benutzten
diese. Gewalt um neuen religiösen Satzungen vorüber-
gehende Geltung zu verscliaifen. Der Geist des Landes
blieb nach wie vor ein ernster und fast finsterer und die
heitere Ueppigkeit der asiatischen Dynastieen fand hier
keine Stelle. Dagegen hatte diese gesteigerte oder an-
genommene Frömmigkeit die Wirkung, die Stiftung grosser
Lehranstalten und prachtvoller Moscheen zu befördern,
von denen uns noch Vieles erhalten und seit den letzten
Jahrzehnten zugänglich geworden ist.
Die Studien unsrer Reisenden und Künstler
sind aber
bisher Weniger auf die muhamedanischen Monumente des
Landes, als auf die, freilich wichtigem, Altcrthümer der
heidlliSChßn Vorzeit gerichtet gewesen, und selbst da,
wo wir schon genauere Zeichnungen erhalten haben, ist
die historische Forschung noch xiicht bis zu einer zuvor: