Monumente
der
Moghuln
in
und
bei
Agra.
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der antiken Architektur mit dem vollen Reichthum einer
spätern, anders gewöhnten Zeit herbeiführte. Aber sie sind
frei von der falschen Anwendung einzelner Theile des
Säulenbaues und von dem bloss scheinbaren und äusser-
lichen Gebrauche eines durch die Construetion nicht be-
dingten Schmuckes; sie nehmen unzweifelhaft auf der
Stufenleiter architektonischer Schönheit eine höhere Stelle
ein. Es ist nicht undenkbar, dass in diesen späten Jahr-
hunderten, wo schon portugiesische und bald holländische
und englische Niederlassungen an einzelnen Küstenstellen
Indiens bestanden, auch ein europäischer Architekt den Weg
zu dem reichen und berühmten Hofe der Gross Moghuln
gefunden habe 5 einer Nachricht zufolge soll Schah Dschehan
bei der Errichtung des Grabmals seiner Gemahlin aus allen
Ländern Künstler berufen, namentlich sich römischer Mo-
saikarbeiter bedient habeniit). Aber bei der frühen Ausbil-
dung, welche dieser Styl schon durch die Patanen erhalten
hatte, ist unstreitig die Grundlage desselben ausschliessli-
ches Eigenthum dieser Orientalen. Auch scheint es, dass
sie selbst sich ihrer Anlage wohl bewusst waren, da wir
in den Denkwürdigkeiten Sultan Babers finden, dass er den
Hindus einen Mangel an mechanischem Geschick und an
Talent für die Architektur verwirft M). Indessen kam diese
Anlage nur durch die Wechselwirkung ihres verständigen,
folgerechten Geistes mit persischen Traditionen und in-
discher Natur zur vollen Reife.
Diese späte Ausbildung muhamedanischer Architektur
in so entlegener Gegend hat zwar in die weitere Entwicke-
lung der Baukunst nicht eingegriffen; es durfte ihr aber
die Stelle in der Geschichte nicht versagt werden.
Elliot I.
Bitter a.
629.