Die
Dynastieen
der
Patanen
und
Moghuln.
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mongolischen Horden, mit denen Timnr den letzten
Toghlnk vor den Thoren seiner Residenz besiegte, zer-
störten die Stadt mit solcher Wuth, dass sie sich niemals
wieder erholte, und nur noch einzelne Uebcrreste ihrer
Pracht und Schönheit auf den weiten Trümmerfeldern
stehen geblieben sind. Andre einheimische Dynastieen er-
hoben sich zwar nach den vorübergehenden Einfällen der
Mongolen, doch gelangte keine zu langem Bestehen und
weiter Herrschaft, bis endlich ein neuer Eroberer Sultan
Babur aus den nördlichen Gegenden herabkam und die
Dynastie der Gross Moghuln gründete (1526), die [mit
einer vierzehnjährigen Unterbrechung durch die Usurpa-
tion des Afghanen Shir Shah) bis zum Anfange des vori-
gen Jahrhunderts ihre Selbstständigkeit erhielt. Mehrere
Fürsten dieses Hauses zeichneten sich durch Klugheit
und Mässigung aus und beförderten in langdauernden Re-
gierungen die Wohlfahrt ihres von der Natur so reich
ausgestatteten Landes. Empfänglichkeit für Civilisation
und für die Grundsätze einer verständigen Staatsverwal-
tung ä) giebt ihrer Geschichte einen fast europäischen
Anstrich, während doch bald die phantastischen Ziige
südlicher Ueppigkeit und manchmal freilich auch die
Aeusserungen orientalischer Grausamkeit und Despotie uns
enttäuschen. Ihre Residenz Agra, unfern des verwüsteten
Delhi, dem es seine letzten Bewohner entzog, übertraf
nun bald jene glänzende Hauptstadt der frühem Dynastieen
und wurde mit Prachtmonumenten geschmückt, die der
Grösse so mächtiger und reicher Beherrscher würdig waren.
i") Sultan Babnris selbst geschriebenes Tagebuch (englisch von Leyden
und Erskine. London 1826) und die Beschreibung des Reichs unter
der Regierung Kaiser Akhar des Grossen (Ayeen Akberi d. i. Spiegel
des Akbar, englisch v. Gladwin London 1800) sind merkwürdige
Dokumente ihrer Begentenklugheit. Ritter V. 621. lT.