Prachtbautezl
der
Sofiden.
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dass die einzelnen Nischen sich zu einander verhalten
wie die Kappen in den N etzgewölben der spätem gothi-
sehen Architektur. Die Bogen sind theils rund, theils spitz,
meistens aber breit, mit ausgeschweifter Linie und über-
höhter Spitze, ähnlich der Form des Schiffskieles (Kiel-
bogen). Bogen dieser Art Wiederholen sich an den langen
Faeaden der öffentlichen Bauten von Ispahan ohne Unter-
lass; sie haben freilich keinen constructiven Werth, indem
sie nicht tragen, sondern selbst der Unterstützung durch die
Mauer bedürfen, aber sie machen keinen ungünstigen
Eindruck, sind leicht und frei. Sie ruhen gewöhnlich auf
breiten Mauerpfeilern ohne Kapitäle. Säulen scheinen nur
von Holz, zur Stütze grader Decken in Pavillons und in
den s. g. Talars, den offenen Empfangssälen der Paläste,
vorzukommen. Die Portale der Moscheen und Paläste
bestehen gewöhnlich in einer grossen, hohen Halle oder
Nische, welche oben mit einem Stalaktitengeivölbe in
Gold und Azur reich glänzt und in deren Mitte sich die
Thüre befindet. Ueberhaupt liebt die persische Baukunst
heitere, freie, bequeme Formen; wenn auch die Strassen
der Städte bei der Dürftigkeit der geringem Stände, wie
überall im Örient eng, winklig, finster sind, so wird das
Auge durch die schlanken mit glasirten Ziegeln buntge-
schmückten Minarets, durch die offenen Hallen von Ka-
ravanserais, öffentlichen Gebäuden und Palästen, durch
die Pavillons der Sommerwohnungen erheitert. Wir er-
kennen noch einen ähnlichen Geist, wie in der altpersi-
sehen Architektur; wie diese ihre Säulenhallen auf luftigen
Terrassen anlegte, so ist es auch hier auf Offenes, Freies,
Heiteres abgesehen. Aber freilich geht dies auch in das
Spielende und Kleinliche über und wir vermissen den feier-
lichen Ernst, der in jener ältern Baukunst waltete.