Prachtbautenl
der
Sofiden.
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grosser Theil derselben war gemeinnützig; regelmässige
Bazars mit Hallen für Gewerbtreibende und Kaufleute, Ka-
ravailserais mit allen Annehmlichkeiten, deren der Reisende
im Orient bedarf, wurden eingerichtet; ein Spaziergang
der anmnthigsten Art dnrchzog die Stadt mit Doppelalleen
von schattigen Platanen, neben kühlenden Kanälen und
Wasserbecken, zwischen Blumenbeeten und Rasenteppi-
chen, und in weiterer Umgebung von stattlichen öifent-
liehen Gebäuden eingerahmt. In angemessener Steigerung
der Pracht glänzte dann das königliche Quartier (Kaisariah)
mit seinem grossen Königsplatze (Meidan Schahi), auf
welchem die Zugänge des Palastes, zweier Moscheen
und der königlichen Vorrathshäuser sichtbar waren in).
Ueber das Verhältniss des Styls dieser Bauten des 16.
Jahrh. zu den frühem fehlt es uns zur Zeit noch an Nach-
richten; die Urtheile der ziemlich zahlreichen und zum
Theil auch in künstlerischer Beziehung glaubhaften Rei-
senden lassen uns annehmen, dass eine erhebliche Ver-
änderung der Bauformen in der muhamedanischen Zeit
überhaupt nicht eingetreten sei; denn es wird ihnen schwer,
Altes und N enes zu unterscheiden.
Im Ganzen ist der Sinn_der Perser der Architektur
z") Der franz. Reisende Chardin, welcher Ispahan auf der höch-
sten Stufe seines Glanies kennen lernte (1664-1677), hat uns eine
ausführliche und anschauliche Beschreibung mit mehrern Ansichten
des Innern und Aeussern einzelner Gebäude hinterlassen. Seit der
Eroberung durch die Afghanen (1722) ist die grosse Stadt (Chardin
schätzt sie London gleich) zwar verfallen, zeigt aber doch noch be-
deutende Ueberreste ihrer alten Pracht. Vgl. die Beisewerke von
ÜUSCICY, Mßrier, Ker Porter. (S. Citate bei Bitter. IX. 45. E.) An
genauen architektonischen Zeichnungen persischer Gebäude fehlt es
noch gänzlich; wir werden sie ohne Zweifel in dem kostbaren Werke
von Flandin und Coste, das die französische Regierung unterstützt,
erhalten.