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Die
Araber
in
Persien.
aus einem neuemporgekommenen Geschlechte Eroberungs-
züge nach Indien hinein machte und nun, bereichert durch
die Beraubung uralt civilisirterGegenden, sein glänzendes
Hoflager in Ghasna, an der Gränze von Indien und Per-
sien, aufschlug. Hier, auf einem Boden wo sich auch
griechische Wissenschaft längere Zeit erhalten hatte
fanden WVissenschaft und Dichtkunst eine neue Pflege;
Anssari, der König der Dichter, sang hier seine erotischen
Lieder, und Ferdusi begann sein grosses Königsbuch
(Schah nameh), in welchem die altpersischen Sagen mit
ihren weisen Königen , mit dem riesenhaften Helden
Rustam, mit ihren Feen und Zauberern, Grossthaten und
Liebesabenteuern wieder auflebten.
Gaben die Araber schon in der Poesie, für welche
sie eine entschiedene Anlage und bedeutende Vorübung
hatten, fremden Vorbildern Zutritt, so fand dies gewiss
noch viel mehr in der Architektur statt, für welche
ihnen die Einfachheit ihres fast nomadischen Lebens in
der Heimath weder Geschmack noch Vorbereitung ge-
währt hatte. In dieser Beziehung waren daher die Werke
aus der Zeit der Sassaniden von noch grösserem Einflusse.
Anfangs war ihre Gleichgültigkeit gegen die Form so
gross, dass sie sich christliche Kirchen ohne Weiteres
aneigneten. So wurde nach der Einnahme von Damas-
kus die Kirche des h. Johannes nach der Anordnung des
Kalifen Omar den Muhamedanern und Christen gemein-
schaftlich überwiesen, so' dass der westliche Theil der
Kirche den Christen blieb, der östliche zur Moschee ward,
die Gläubigen beider Art durch Ein Thor eingingen. Sie-
benzig Jahre dauerte dies merkwürdige Simultaneum bis
der Kalif Walid (705) die Christen aussehlossii). Noch
v. Hammer ,
der
Gemäldesnal
Lebensheschreibungen.