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Die
Araber
in
Persien.
Lebensweise. Sie hatten keine Kenntnisse oder Gewohn-
heiten, welche sie den Unterworfenen aufdringen konnten,
es fehlten ihnen selbst die Elemente eines civilisirten,
sesshaften Lebens. Schon der rauhe Omar musste sich
sogleich persischer Cultur unterwerfen, er bediente sich
ihrer Gelehrten zur Berechnung des Jahres, er liess Mün-
zen in Nachahmung der persischen schlagen. Wo die
Kenntnisse der Perser selbst nicht ausreichten, nahm man
seine Zuflucht zu griechischen Christen; selbst die öffent-
lichen Rechnungen wurden lange von Christen griechisch
geführt, erst der Kalif Walid 715) befahl die arabische
Sprache dafür anzunehmen.
Die eigene Richtung der Araber, der Anstoss, wel-
chen ihnen der Koran gegeben, hatten etwas Verwandtes
mit jenem dualistisch-phantastischen Systeme der Perser.
Auch nachdem sie Syrien und Aegypten erobert hatten,
musste der Eindruck, den sie bei ihrer ersten Berührung
mit der alten (Zivilisation des Orients, mit einem grossen
Reiche, das sich allein mit der neuen ausgedehnten Herr-
schaft der Kalifen vergleichen liess, nachwirken. Unter
den kurzen Regierungen der ersten Nachfolger Omars
fanden Luxus und Kenntnisse immer mehr Eingang, bis
endlich unter den Ab assiden (im achten und neunten
Jahrhundert unserer Zeitrechnung) die Verschmelzung
arabischer und altorientalischer Sitte vollendet war. Ihre
neugegründete, mit orientalischer Schnelligkeit rasch auf-
blühende Residenz Bagdad wurde der Sitz des Wohl-
lebens und bald durch die Gunst des berühmten Harun
al Raschid (1- 809) und seines Sohnes Mamun auch die
Schule der Gelehrsamkeit. Hier freilich genügte ihnen das
Vorbild ihrer orientalischen Lehrer nicht, sie kehrten zu
der Quelle zurück, aus welcher auch diese geschöpft