Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Unsicherheit der Verhältnisse. 19 
der Schriftsteller dieser Zeit werden wir es gewahr. Die 
klassischen Formen der Vorzeit konnte man wohl be- 
wundern, aber selbst in der Nachahmung zerstörten bi- 
zarre WVendungen den Vers, gehäufte übertriebene Bei- 
wörter die Prosa. Der Sinn war auf das Wunderbare 
und Gewaltige gerichtet, dem doch die Lage der Dinge 
nicht entsprach; man gefiel sich in schweren, schwülstigen 
Formen, und verliess durchweg das Natürlichexund Ein- 
fache. Daher die unzeitige Einmischung von Metaphern und 
Citaten, die Häufung fremdartiger und neugebildeter Wörter, 
endlich die ungehörige Herbeiziehung allgemeiner Betrach- 
tungen bei den einfachsten Gegenständen, deren Begrün- 
dung aus den nächsten und bekanntesten Rücksichten 
hervorgehen musste. Besonders auffallend ist dies bei 
den Gesetzen, wo dem Befehl, der seiner Natur nach 
kurz sein müsste, stets die weitläuftigsten Gründe vor- 
ausgeschickt sind. Dennoch wusste die vielgestaltige 
Literatur auch aus diesen Zeichen des Verfalls noch 
einige Vortheile zu ziehen. Schon Lueian, der Zeit nach 
der vorigen Periode angehörig, verdankte die Schärfe 
seines VVitzes und die Anmuth seiner Laune zum Theil 
diesen Zuständen. Recht eigentlich aber charakterisiren 
sie sich in dem bunten, mährehenhaften Roman, der jetzt 
zuerst beliebt wurde, während gleichzeitig und im schrof- 
fen Contraste zu diesen phantastischen Dichtungen, die ein- 
fachen erhabenen Hymnen christlicher Dichter entstanden. 
Die bildende Kunst besitzt diese Gewandtheit nicht; 
ihre Aufgabe ist eine strengere, welche dem Zeitgeist 
Weniger Concessionen machen darf. Wir sehen daher 
in ihren Leistungen den allgemeinen Charakter der Zeit, 
das [THSiChere und Nebelhafte, den Wechsel der Erschei- 
nungen, die Schärfe der Contraste, die sehwülstige Pracht 
2,.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.