Grundzüge
ihrer
Architektur.
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bei der rastlosen Unruhe der arabischen Reiche und bei
der orientalischen Sorglosigkeit noch viel grösser, als im
Abendlande, und die Beschreibungen der Gebäude durch
ihre Schriftsteller, wo sie sich finden, sind durch phan-
tastische Uebertreibungen fast unbrauchbar. Europäischer
Scharfsinn würde zwar durch ein anhaltendes Studium der
Monumente diesen Mangel ergänzen und festere Resultate
erlangen. Allein da den christlichen Reisenden der Zutritt
in das Innere der heiligen Gebäude des Islam durch ge-
setzliche Vorschrift bis auf die neueste Zeit streng un-
tersagt war und in den meisten Ländern noch jetzt höchst
erschwert ist, so besitzen wir auch auf diesem Wege
nur unvollkommene Nachrichten und noch weniger aus-
reichende Zeichnungen. Es ist zu erwarten, dass künftige
Anstrengungen unsrer Reisenden eine reiche Ausbeute
liefern werden, indessen bedarf es bei der gewaltigen
Ausdehnung der Länder, welche der Islam sich unterwor-
fen hatte und noch beherrscht, und bei der Schwierigkeit
ihrer Durchforschung noch einer langen Zeit, ehe uns
dies einen genauen, erschöpfenden Ueberblick gewähren
wird. Nur für einzelne Länder, namentlich für Spanien,
können wir uns als vollständig unterrichtet ansehen, und
die vorauszusetzende Aehnlichkeit des Entwickelungs-
ganges kann uns auch für das Verständniss der muhame-
danischen Kunst im Ganzen Anleitung geben. Gewiss
aber war dieser Entwiekelungsgang nicht völlig derselbe;
überall hatten die Gewohnheiten und Formen der frühern
Landesbewohner Einfluss auf den leicht beweglichen Geist
der Araber, und sie bildeten sich daher in verschiedenen
Ländern verschieden aus. In den Künsten der Rede waren
natürlich diese Abweichungen geringer, weil die gemein-
same Sprache und das Vorbild des Koran überall zum