Grundzüge
ihrer
Architektur.
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Spitzbogen etwas mehr abweicht, vorherrschend. In Spa-
nien und in den benachbarten afrikanischen Gegenden
ist die beliebteste Form der Hufeisenbogen d. i. ein
fast völliger Kreis, an welchem nur der untere Bogen
abgeschnitten ist, und der daher, über den Säulenkapitäleix
verengt und vortretend, sich erweitert und erst oben
wieder zusammenläuft. Auch hier also Formen, in wel-
chen nicht das Nothwendige und Zweckmässige, sondern
ein phantastisches Spiel vorherrscht. Ueber Säulen und
Bogen erhebt sich dann die Mauer in grosser Masse,
durch keine architektonischen Glieder getheilt, dafür aber
mit mehr oder weniger vorragenden oder vertieften, in
Stucco gearbeiteten oder gemalten Verzierungen ver-
schwenderisch bedeckt. Diese Arabesken, wie man
sie wegen ihrer Ausbildung durch die Araber genannt
hat, bestehen niemals aus Nachahmungen von Naturge-
genstäilden, sie erinnern nur zuweilen an Pflanzenformeu,
niemals an Thiergestalten, und meistens zeigen sie nur
höchst künstliche und geschmackvolle Verschlingungen
grader oder gebogener Linien oder Bänder. Wir werden
unten versuchen, sie näher zu charakterisiren.
Die innere Ueberdeckung der Räume ist entweder
durch grade Balken oder durch Wölbungen bewirkt, bei
denen sich eine sehr eigenthümliche Form vorfindet. Sie
bestehen nämlich aus lauter kleinen Höhlungen oder Kup-
pelstücken, welche an einander gefügt sind, mit ihren
Ecken vertreten, und im obern Theile mit vielen Spitzen
herabhängen. Man kann den Eindruck solcher Wölbung
nicht besser anschaulich machen, als durch den Vergleich
mit einer Tropfsteinhöhle oder mit Honigzellen. Ganze
Gewölbe sowohl wie die Zwickel, welche über eckigen
Räumen die Wölbung mit den Mauern verbinden, sind in