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Die
Araber.
Moscheen sich grossartige Denkmäler zu stiften. Auch
diese Kunst war nur ein späteres Zugeständniss, welches
die Natur der Dinge dem unnatürlichen geistigen Systeme
des Korans abnöthigte.
Ein wichtiger Umstand für die Gestaltung der arabi-
schen Architektur war es, dass ihr das, was bei andern
Völkern die nothwendige Grundlage, die Verbindung des
äussern, geschichtlichen Daseins mit der Kunstentwicke-
lung bildet, fast ganz fehlte. Die heiligen Gebäude sind
es notlnvendig, an welchen sich die Architektur ausbildet;
und ihnen verleihet gewöhnlich die Religion durch den
Cultus eine bestimmte Form. S0 gab bei den Griechen
die säulenumstellte Cella, bei den Christen das Verhält-
niss der Gemeinde zum Altar im geräumigen Schiffe die
feste Form des Tempels. Die Moschee hat keine völlig
bestimmte Form; zwar bedarf sie mehrerer wesentlicher
Theile, aber die Stellung derselben ist gleichgültig. Zu
diesen Erfordernissen gehört zuerst der Mihrab, die Halle
des Gebetes. Der betende Moslem muss sich nach Mekka
wenden; damit er nicht irre, ist eine besondere Halle
errichtet, welche diese Richtung (Kiblah) bezeichnet.
Die heiligste Stelle hat also nicht, wie der christliche
Altar, in allen Ländern dieselbe Lage; in Afrika und Spa-
nien ist sie nach Osten, in Indien nach Westen gerichtet.
Wesentlich ist ferner ein Ort der Abwaschungen,
welche dem Gebete vorher-gehen müssen, dann der Mi-
nare, der Thurrn, von welchem der Imam die Stunde
des Gebetes abruft, endlich ein grosser Raum zum Ab-
und Zugange der Gläubigen, zur Ablesung von Koran?
stellen und Gebeten. In diesem Raume befindet sich das
Heiligthum, wo der Koran
sura, der Sitz des Kalifen,
aufbewahrt wird, die Mak-
wo ein solcher nöthig schien,