Ihr
Verhältniss
Zllf
Kunst.
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sogleich. Bei den frühern Eroberungen der Araber, unter
den ersten Kalifen, vereinigten sie noch die Flüchtigkeit
und Einfachheit der W üstenbewohner mit der ganzen
Strenge des Islam. Der Kalif Omar, dessen Feldherrn
schon das reiche Aegypten eroberten, sass unterfreiem
Himmel zu Gericht, schlief in seinem Zelte und nährte
sich von der geringsten Kost. Der Koran war sein ein-
ziges Buch, die grosse Bibliothek zu Alexandrien schien
ihm überflüssig, er soll geboten haben, sie zu verbrennen.
Auch die Baukunst war ihm gleichgültig; um keine neuen
Moscheen bauen zu müssen, liess er die Gläubigen die
Kirchen mit den Christen theilen.
Allein eine so schroffe, unnatürliche Denkungsweise
erhält sich nur so lauge, als sie im äussern Widerspruchs
eine Stütze ündet. Als der ganze Orient mit seinen
Schätzen und Genüssen dem Koran unterworfen war, als
die
Kalifen
V01]
den
Gränzen
Indiens
bis
nach
Spanien
geboten, musste sich auch die Lebensweise an ihrem
Hofe ändern. Auch verbindet ja schon der Koran mit
den schroffsten, einseitigsten Sätzen den buntesten Reich-
thum einer schwelgerischen Phantasie. Im grössten Ge-
gensatze gegen die rauhe Strenge der ersten Zeiten ent-
wickelte sich daher nun dies zweite Element; der Hof
zu Bagdad wurde der Schauplatz versohwenderischer
Pracht und üppig wechselnder Feste, die Schule scharf-
sinniger Gelehrsamkeit und phantastischer Dichtung. Die
Mährchenwelt des alten Persiens lebte wieder auf, und
fand in der Feenpraeht der Herrscher, in der ritterlichen
Abenteuerlichkeit der Helden, in den wunderbaren Be-
richten der Reisenden neue Steife und höhere Belebung.
In dieser Zeit begann auch die Baukunst die Paläste der
Kalifen und ihrer Günstlinge zu schmücken und in den