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Die
Araber.
der Einheit Gottes die bunte lllaniligfaltiglaeit des Lebens,
neben der starren Nothwendigkeit das wildeste Spiel des
Zufalls zugelassen. Die Phantasie geht leicht von einem
Extreme zum andern über.
Untersuchen wir, Welche Stellung die Kunst und
namentlich die bildende bei dieser den Arabern angebor-
nen und durch den Islam ausgebildeten Sinnesweise er-
halten konnte, so finden wir, dass das Bild ihnen nicht
bloss gleichgültig, sondern verhasst sein musste. Denn in
dem Werke der bildenden Kunst zeigt sich die Regel
der mittlern Region des Lebens, die Phantasie zur Ge-
stalt verkörpert, und daher ihrer Willkür beraubt, die
Nothwendigkeit vermittelt und verständig, von ihrer ein-
samen Höhe herabgestiegen; sie setzt ein Streben nach
Vereinigung der Extreme voraus, welche der arabische
Geist schroff gesondert erhielt. Daher kann es nicht
überraschen, dass wir im Koran den Bilderhass der
Juden noch gesteigert finden; nicht bloss in Beziehung
auf die Religion, nicht bloss das Götzenbild ist strenge
verpönt, sondern Mensch und Thier dürfen überhaupt nicht
gebildet werden, diese Gestalten, heisst es im Koran,
würden ihre Seele von dem Bildner fordern. Und diese
Drohung ist dem ganzen Systeme consequent; der Bild-
ner kann seinen Gestalten die freie Willkür, welche das
einzige Dasein des Geschöpfes ist, nicht verleihen.
Auch der Baukunst war solche Gesinnung nicht
zuträglich, denn auch sie ist Regel in der Gestaltung;
aber dennoch gewährt sie sowohl der starren Nothwen-
digkeit als der willkürlichen Phantasie mehr Raum; in
ihr konnte sich daher der Geist des Islam wirklich aus-
wie wir sehen werden, in
Dies geschah jedoch nicht
sprechen, und er that dies,
sehr charakteristicher Weise.