Erstes
Kapitel.
Charakter und Kunstrichtung der Araber.
Die Araber gehören einem Völkerstamme an, den
wir schon kennen gelernt haben, dem aramäischen, vor-
der-asiatischen, dessen Eigenthiimlichkeiten sich bei Juden
und Phöniciern am schärfsten aussprachen, zu dem die
Perser den Uebergang bildeten. Es sind dies die Völker,
bei denen sinnliches und geistiges Lebend sich wie durch
eine scharfe Kluft trennen, wo dann die Phantasie
statt die Sinnlichkeit zu gestalten und zu veredeln, sich
des geistigen Lebens bemächtigt. Sie ist daher hier die
vorherrschende Kraft, sie verbirgt und verliert sich nicht
in der Natur, weder Wie bei den Indern im schwelgeri-
sehen Vollgenusse , noch wie bei den Griechen als das
schöne lllaass ruhiger Gestaltung, sondern mit der Schnell-
kraft des Geistes beflügelt, schwingt sie sich über die
sinnliche Form hinaus, und betrachtet die Erscheinung
bald als das Nichtige und Bedeutungslose, bald als er-
habenes Wunder oder als traumartiges Mährchen. Für
die bildenden Künste sind diese Völker weniger geschaf-
fen, das ruhige Bild ist dieser Wunder nicht fähig, und
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