Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

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Die 
russische 
Architektur. 
selbst bei den Mongolen ist jene zwiebelartige Gestalt 
nicht in ausschliesslichem oder gewöhnlichem Gebrauche. 
Aber wohl erinnert, diese Kuppelform, weniger durch wirk- 
liche äussere Aehnlichkeit, als durch eine Verwandtschaft 
des Motivs, an die stark vorspringenden Dächer der Chi- 
nesen und ähnliche asiatische Formen. Ebenso erinnert 
die Zusammenstellung der fünf Kuppeln einigermassen 
an die Anordnung grosser Moscheen, die von vier Mina- 
rets umgeben sind. Indessen ist dennoch die Verschie- 
denheit sehr gross; die Minarets schiessen schlank hervor 
und überragen die mittlere Kuppel, während hier das um- 
gekehrte stattfindet. Gewiss ist die russische Form Un- 
mittelbar byzantinischen Ursprungs, sie ist nur von einem 
orientalischen Anflüge berührt, der durch die innere Gleich- 
gültigkeit und eine rohe Bizarrerie sich Geltung verschafft 
hat. Diese Eigenschaften verursachten es denn auch, 
dass sich die sonderbaren und entschieden hässlichen 
Ausschmückungen der Kuppelbauten und Thürme mit den 
zwecklosen Kränzen kleiner Giebel und ähnlichen Zu- 
sätzen Eingang verschafften. 
Am Günstigsten für die YVürdigung russischer Architek- 
tur ist der Anblick ganzer Städte, über welchen sich ein 
dichter Wald von grossen und kleinen Thürmen und Kup- 
peln in seltsamen Biegungen und Rundungen, buntfarbig 
und glänzend erhebt, zwar bizarr und unruhig, aber doch 
mächtig und reich. Die Reisenden" schildern den Eindruck 
als imponirend und nicht ungefällig. Auch hier ist eine 
gewisse Verwandtschaft mit muhanxedanischeir Städten, 
an denen die runden Kuppeln und die schlankaufsteigen- 
den Thürme eine ähnliche Mannigfaltigkeit zeigen. Allein 
auch diese Aehnlichkeit ist nur oberflächlich, in den mu- 
hamedanischen Bauten hat dieser Gegensatz des Schlan-
	        
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