Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

302 
Die 
russische 
Architektur. 
erzählt die unverbürgte, aber charakteristische russische 
Sage. In der That ist dies Gebäude (gewöhnlich Was- 
sili Blagennoi genannt) einzig in seiner Art. Beim 
ersten Anblicke vermag man sich in der abenteuerlichen 
Structur nicht zurecht zu finden, deren Mauern nirgends 
eine übersichtliche Wand , sondern überall winkelige, 
polygonartige Vorsprünge und Anbauten zeigen, über 
deren niedrigen Ilaupträumen eine Menge von Thürmen, 
Kuppeln und Spitzsäulen, von verschiedenartiger Form 
und Höhe, anscheinend unregelmässig, durch Schwere und 
Höhe ganz ausser Verhältniss zu dem Hauptgebäude, 
sich erheben. Bei näherer Erforschung begreift man den 
Plan einigermassen und Iindet, dass seine wunderliche 
Gestalt grossentheils schon aus den Bestimmungen her- 
zuleiten ist, welche der Despot dem Architekten vor- 
schrieb. Nicht ein grosses Kirchengebäude sollte hier 
gebaut werden, sondern eine Verbindung von achtzehn 
verschiedenen, stets andern Heiligen gewidmeten Kirchen. 
Daher sind nun in zwei Stockwerken in jedem neun sol- 
cher Kapellen angelegt, in der Mitte die grösseste, in den 
vier Ecken eines Kreuzes andre von nicht viel geringerer 
Dimension , in den vier Ecken eines eingezeichneten 
Quadrats die kleinsten. Alle diese Heiligthümer haben 
ungefähr achteckige Gestalt, und sind durch Corridore 
begränzt und zugänglich. Keines hat einen Eingang von 
aussen , welcher vielmehr neben der Westseite in Norden 
und Süden durch zwei besondere Vorhallen in den Cor- 
ridor führt. Begreiflicherweise sind alle diese Kirchen 
oder Kapellen niedrig und schlecht beleuchtet k), so dass 
man jetzt für gut befunden hat, nur eine im Gebrauche 
 Namentlich hat 
gaxf kein Tageslicht. 
die untere Mittelkirche, obgleich die griisseste,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.