Eigenthümlicher
StyL
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schon mit einigen theils zweckmässigen, theils phantasti-
schen Veränderungen. Die Tonnengewölbe sind nämlich
auch hier als äusseres Dach behandelt, aber sie sind im
Aeussern nicht mehr halbkreisförmig, sondern laufen oben
in einen spitzen Rücken zusammen, so dass sie sich der
Gestalt nordischer Dächer nähern, und dadurch dem Re-
gen und Schnee nicht die breite Fläche darbieten, zugleich
aber durch die geschweiften Seiten eine sonderbare, zelt-
artige Gestalt erhalten. Ausserdem aber hat dies Ge-
bäude nicht fünf, sondern neun Kuppeln, um die Mittel7
kuppel herum zwei Vierungeng).
Die höchste Stufe des Wilden und Phantastischen
erreichte
die
russische
Architektur
in
der
Mitte
des
Jahrhunderts unter einem Fürsten, den die Geschichte
verabscheut und dessen Sarg seine Nachkommen selbst
in der Fürstengruft mit schwarzem Tuche verhüllt haben,
unter Iwan dem Grausamen. Noch im Anfange seiner
Regierung gründete er, um die Eroberung von Kasan zu
feiern, dieses Heiligthum (1554); dem Architekten, einem
Fremden, befahl er, das Beste zu leisten, was seine
Kunst vermöge, und mit dieser Leistung war er so zu-
Frieden, dass er, damit keine andre Stelle sich eines sol-
chen Wunderwerks erfreue, ihn tödten liess. S0 wenigstens
Die Lage dieser Kirche, welche mit ihrer Weslseite nahe
an den Palast anstiess, in Verbindung mit der festen Observanz den
Altar in Osten und den Eingang gegenüber zu legen, nöthigte den
Architekten die äussern Eingänge auf der Oslseite neben den Chor-
nischen anzubringen, Wo sie dann in einen Cßflidül" führen, durch
den man zu der eigentlichen Thiire der Kirche in Westen gelangt.
BliISillS ß- a- O. 345. Diese eigenlhümliche Anordnung mag dazu bei-
getragen haben, ihn zu bestimmen, auf den vier Ecken dieses Cor-
ridors ebenfalls vier (niedrigere) Kuppeln zu errichten, die ersten
beiden als Zierde der Eingänge, die zwei andern der Symmetrie
halber. Indessen fand das Beispiel Nachahmung.