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Die
russische
Architektur.
deren Durchmesser dem der Trommel gleich ist, sondern
dieser Unterbau ist sehr viel dünner, so dass er auch
bei geringer Höhe schlank erscheint, während die Kuppel
selbst viel stärker ist und also weit über ihn hinaus aus-
ladet. Sie gleicht einer Kugel, von der nur ein geringer
Theil abgeschnitten, und die mit der Fläche dieses Ab-
Schnittes auf einen, ihm an Breite gleichkommenden Stiel
aufgelegt ist. Dieser dünne Unterbau erhebt sich dann
( da die nackte Tonnenwölbung nicht mehr in Gebrauch
ist) über dem Walmdache oder der flachen Terrasse, mit
Welcher die Kirchen gedeckt sind. Gewöhnlich bildet die
Wölbung der Kuppel nicht eine regelmässige Kugelge-
stalt, sondern sie läuft oben in eine Spitze zu und hat
an den Seiten eine mehr geschweifte Krümmung. Zu-
weilen ist sie birnenartig oder in Form eines Herzens
(dessen Spitze nach oben gewendet) oder eines Linden-
blattes, meistens aber breiter und flacher, einer Zwiebel
ähnlich, manchmal sogar noch breiter und flacher, etwa
(denn ich weiss kein besseres Gleichniss) wie ein platter
Käse. Die Trommel ist bei der zwiebelförmigen Kuppel
höher und schlanker, so dass sie fast wie ein Thürmchen
erscheint, und die Wölbung keck darüber schwebt. Nur
die kleinsten Kirchen haben noch eine einzige Kuppel,
die aus der Mitte des Walmdaches hervorsteigt; bei den
andern sind sie wenigstens in der Zahl von fünf, immer
eine Centralstellung bildend, so dass die mittlere die an-
dern überragt. Bei prachtvollen Gebäuden genügte diese
Zahl aber nicht, sondern wurde vermehrt, entweder so
dass alle Kuppeln wieder eine Centralisation bilden , wo
dann um die Mittelkuppel herum mehrere Quadrate durch
Kuppeln von abnehmender Höhe und zunehmender Ent-
fernung, auf parallelen oder auf diagonalen Grundlinien