Verbindungen
mit
dem
Abendlande.
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Tartaren ,
sogleich
eine
neue
Beziehung
zum
Auslande
eintrat.
Die Ereignisse des 15. Jahrhunderts wiesen der Po-
litik der russischen Fürsten eine neue Richtung an; durch
den Fall von Constantinopel wurde die Verbindung mit
dieser geistigen Mutterstadt des russischen Reichs, wel-
che sich bisher, wenn auch schwach, erhaltene hatte, völ-
lig aufgelöst, und die gefährliche Nähe der 'l'ürken machte
dagegen eine Annäherung an die christlichen Staaten des
Abendlandes nöthig. Russische Gesandtschaften erschie-
nen daher nunmehr im Abendlande und der Grossfürst
Iwan III. Wassiliewitsch fand es seinem Interesse gemäss,
sich mit der Prinzessin Sophia, aus dem nunmehr ver-
triebenen kaiserlichen Geschleehte der Paläologen, zu
vermählen (1472). In Italien aufgewachsen brachte diese
Fürstin abendländische Sitten in ihre neue Heimath mit.
Die rohe, kriegerisch-patriarchalische Einfachheit, welche
bisher am russischen I-Iofe geherrscht hatte, verschwand;
das Schloss füllte sich mit Schaaren dienstthuender Beam-
ten, und sah in neugeschmückten Sälen glänzende Feste.
Noch immer, ungeachtet doch schon Jahrhunderte seit
der Bekehrung Russlands verflossen waren, muss die
industrielle und künstlerische Bildung der Eingebornen
auf einer sehr niedrigen Stufe gestanden oder bei ihren
Grossen sehr wenig Anerkennung erlangt haben, denn
wir finden Iwan während seiner langen Regierung unab-
lässig bemüht, sich Künstler aller Art, Baumeister, Gqld-
arbeiter, Glockengiesser, Maurer, Feuerwerker, Bergleute
aus dem Abendlande zu verschaffen; mit Mathias Cor-
villllS Voll Ungarn, mit Kaiser Friedrich III. von Deutsch-
land trat er deshalb in Unterhandlung und ganze Schaa-
ren von Ausländern siedelten sich wirklich in Russland