Einfluss
des
orientalischen
Geschmacks.
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Indessen war auch in dieser Beschränkung der Ein-
fluss der Tartaren auf Russland nicht von langer Dauer.
Anfangs war das Verhältniss ein zu kriegerisches, zuletzt,
nachdem die Russen in offner Feldschlacht Sieger der
bisher für unüberwindlich gehaltenen Feinde geworden
waren (1378), ein zu loses. Nur in der mittlern Zeit,
vom Anfange des 14. Jahrhunderts an, wird daher dieser
Einfluss von Osten her recht kräftig gewesen sein. Aber
auch da war er nicht ungetheilt. Noch immer blieb die
russische Kirche in enger Verbindung mit_Byzanz;tnoch
weit in das folgende Jahrhundert hinein (bis 1461) erhielt
der russische Metropolit seine Ernennung und Bestätigung
von dem Patriarchen von Constantinopel. Auch die abend-
ländische Kunst blieb nicht ohne Einfluss. Die Stammge-
nossen und Nachbarn der Russen im Westen, die Böhmen
und Polen, bekannten sich zur römischen Kirche und
empfingen von da her auch ihre künstlerischen Traditionen,
die umsomehr auch in Russland sich verbreiteten, als
auch hier im Westen, Süden und Norden, römische Mis-
sionarien Gehör fanden. Ueberdies aber hatten sich an
den Ufern der Ostsee, in Preussen und Liefland, deutsche
Colonien von Ordensrittern und Bürgern niedergelassen,
welche ihre Kirchen nach heimischer Weise bauten. Es
ist nicht zu bezweifeln, dass auch von dieser Seite her
ein Einfluss auf Russland stattfand. Einen merkwürdigen
Beweis dafür geben die ehernen Pforten der Kirche zu
Nowgorod, die s. g. korssunschen Thüren, unzweifel-
haft deutsche Arbeit aus dem 12. Jahrhundert, aber im
14- (1336) an dieser Kirche aufgerichtet und in einzelnen
Theilen von deutschen und russischen Künstlern ergänzt.
Auch liessen sich jetzt Deutsche in den Staaten des
Grossfürsten nieder, und es werden neben den griechi-
191i-