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Die
russischex
Architektur.
wirkung derselben auf den Baustyl ist in keiner Weise
anzunehmen; sie selbst, Nomaden der wildesten Art, ge-
wohnt in tragbaren Zelten von Filz zu hausen, hatten
keine eigene Architektur; sie schlossen sich, WO sie den
Islam annahmen, durchaus an die Formen an, welche sie
vorfanden. Ihr Verhältniss zu den Russen war auch we-
der ein so nahes noch ein so freundliches, dass es auf
ihre Bauten Einfluss haben konnte; sie stifteten keine
Kirchen, sie zerstörten oder duldeten sie nur. Indessen
in der goldnen Horde vor Idem Throne des Gross-Chans
kamen tributbringende Fürsten aus dem ganzen Orient
zusammen und legten die Werke ihrer Länder nieder,
auch hatten die Sieger aus allen Ländern Schützlinge und
Gefangene mit sich geführt, um den Luxus und die Kün-
ste civilisirterer Gegenden zu geniessen. Einen grossen
Einfluss übte das alte Culturland des nördlichen Asiens,
China, aus, welches (selbst eine und zwar die wichtigste
Eroberung ihrer Waffen) mit seinen Sitten und Bildungs-
mitteln seine neuen Beherrscher unterjochte. Aber auch
Elemente indischer Cultur fanden durch den Lamaismus,
als eine Abart des Buddhismus, Eingang, und nicht min-
der wirkte Persien und die Richtung der moslemischen
Länder auf sie ein. Ein buntes Gemisch deruFormen
musste sich daher an diesem barbarischen Hofe bilden,
in welchem aber der gemeinsame Geist des Orients und
zwar hauptsächlich des nördlichen Asiens mit buntem,
spielenden, prunkendem Luxus durchweg vor-herrschte.
Es konnte nicht fehlen, dass die russischen Fürsten
und Grossen, welche sich oft Jahre lang an dem Sit-
ze des Gross-Chaxis aufhalten mussten, von diesem Ge-
schmacke berührt wurden und ihn in ihrer Heimath be-
günstigten.