Abweichungen
VOll
dem
byzann
Style.
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der Russcn etwas Ansprechendes bleiben; die geringe
Erhebung über die Fläche und die Gleichheit aller Seiten
geben einen weichen Ausdruck, den Ausdruck einer Stim-
mung, welche den kräftigen Gegensatz nicht in sich auf-
genommen hat, und das Walmdach erscheint uns in der
That als eine charakteristische und nationale Erscheinung
auf russischem Boden. Eine Schwierigkeit entstand nun
zwar dabei, da man die fünf Kuppeln, an welche das
russische Volk bei seinen Gotteshäusern gewöhnt war,
beibehalten musste. Man löste sie, wie wir an vielen
Beispielen sehen, auf die einfachste Weise, indem man
die Kuppeln ohne Weiteres durch das Walmdach, mit
Durchbrechung desselben hindurchführte, die mittlere an
der Spitze des Daches, die andern auf den Ecken der
Flächen. Dies war nun freilich eine sehr harte und un-
harmonische Form, indessen nahm man daran keinen
Anstoss. Eine notluvendige Consequenz dieser Anordnung
war aber, dass die flachen, altbyzantinischen Kuppeln
nicht mehr angewendet werden konnten, sie würden ganz
oder theilweise unter dem Dache gelegen und daher nicht,
wie man es wollte, die äussere Zierde der Kirche aus-
gemacht haben. Man musste vielmehr (wie es auch schon
im byzantinischen Reiche, wenn auch nicht häufig ge-
schehen war) einen Unterbau, eine Trommel, anbringen,
auf welcher sich die Wölbung erhob. Vielleicht war dies
auch früher die in Russland beliebte Form gewesen. Ob
schon damals die Kuppelivölbung selbst sich in der den
russischen Kirchen später eigenthümliehen Gestalt aus-
zubilden anfing, ist nicht bekannt.
Gewiss war die Architektur des Landes im Wesent-
lichen noch eine ganz byzantinische, als es unter die Bot-
mässigkeit der Mongolen kam. Eine unmittelbare Ein-
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