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Die
russische
Architektur.
Baumeister bedienen müssen; erst in der zweiten Hälfte
des 12. Jahrhunderts Waren die einheimischen Gehülfen
derselben so weit ausgebildet, dass man jene entbehren
konnte. Wsewolod Jurjewitsch liess im Jahr 1176 die
grosse Kirche des Klosters Susdal ausschliesslich von
russischen Arbeitern aufführen, und mehrere einheimische
Baumeister werden von nun an in den Chroniken gerühmtii").
Ohne Zweifel blieben diese nach wie vor dem herge-
brachten, byzantinischen Style treu und wir finden keine
Spur Wesentlicher, so frühe aufgekommener Neuerungen.
Indessen ist es nicht unwahrscheinlich, dass schon damals
unvermerkt gewisse nationale Formen, Welche sich als
zweckmässig empfahlen, Eingang gewannen. Hierher
mag vielleicht das Walmdach gehört haben, das auch
an scheinbar sehr alten Kirchen vorkommt. Die YVölbun-
gen des byzantinischen Styls mit ihren dazwischen gele-
genen Rinnen waren einem nordischen Klima nicht ange-
messen. Dagegen fand man an den Wohnhäusern und
ohne Zweifel schon damals an den Holzkirchen der Dörfer
ein schräges Dach, welches, wenn auch nicht von der
steilen Höhe deutscher Dächer, dennoch den Ablauf des
Regens und das Fortschaffen des Schnees erleichterte.
Die Holzarchitektur liebt Gebäude von quadratischer Form,
bei denen Tiefe und Breite nicht grösser sind als die
Balken, und man sah daher oft kleinere Häuser mit einem
Walmdache, von vier gleichen, schrägen, in einer Spitze
zusammenlaufenden Seiten. Ein- solches Dach liess sich
der Grundform der byzantinischen Kirchen Wohl anpassen
und gab wegen seines geringen Neigungswinkels einen,
nicht allzusehr von den herkömmlichen Gewölben ab-
weichcndcn Anblick.
Es mochte sogar für den Formensinn
Strahl
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