Nachahmung
des
byzantinischen
Styls.
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hatten, eine typische Bedeutsamkeit erlangten, und ge
wissermassen erstarrten, so dass sie wohl Zusätze, nicht
aber Fortlassungen erfahren durften.
Im höchsten Grade gilt dies nun von einer Anord-
nung, welche sich an der Kirche zu WVladimir noch nicht
findet, aber bald darauf, eingeführt sein muss. Es war
die, der Kirche nicht bloss eine, sondern fünf Kuppeln
zu geben. Auch diese Form war byzantinischen Ur-
sprungs, wurde aber im Mutterlande nur hin und wieder
und mit manchen Abweichungen gebraucht. Sie kam, wie
wir sahen, schon unter Justinian in Anwendung, und
zwar in der Weise, dass die Kuppeln die Form des
Kreuzes bildeten. .Diese Beziehung auf das Kreuz behielt
man denn auch später bei weiterer Ausbildung der Sei-
tenkuppeln bei; wir finden sie noch im 10. oder 11. Jahr-
hundert an der Markuskirche von Venedig angewendet.
Indessen entstand daneben auch in Byzanz eine andere
Form, nach welcher diese Nebenkuppeln auf den Eck-
räumen des Quadrats ruheten, und diese Anordnung wurde
nun in Russland, wir wissen nicht wann und wo zuerst,
ohne Zweifel nach einem byzantinischen Muster ange-
wendet und bildete sich hier zum feststehenden bei allen
grössern Kirchen bis
Typus aus 1).
Bis hierhin hatte
bis
auf die
Zeit
heutige
unerlässlichen
man
sich
noch
griechischer
immer
i) Man sagt, dass damit eine symbolische Beziehung auf die
Stellung Chrislusß als des Mitlelpunktes der Ollenbarung, zwischen
den vier Evangelisten bezweckt sei; Wahrscheinlich ist diese Deutung
erst Slläier hinzugekommen, um einer herkömmlichen Form eine
kirchliche Sanction zu verleihen. WVenigsteils steht damit im VVider-
sprnche, dass man sich später zuweilen mit, dieser Zahl nicht be-
gnügt und die Kuppeln auf demselben Gebäude in verschiedenen
Gruppirixngen vermehrt hat.