Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

286 
Die 
russische 
Architektur. 
nicht mit einem graden Gesims, sondern mit einer Reihe 
bogenförmiger Giebel bekrönt. Drei 'l'hüren führen von 
den drei, nicht zum Chore verwendeten Seiten in das 
Innere, das durch schmale, hochgelegenc, im Halbkreise 
gedeckte Fenster nur schwach erleuchtet ist. 
Dieser Styl, eine entschiedene Nachahmung des by- 
zantinischen, erhielt sich noch das 12. Jahrhundert hin- 
durch. Die Kathedrale von Wladimir, im Jahre 1152 
durch Juriew Wladimirowitsch erbaut, zeigt noch ganz 
dieselben Formen , nur mit einer weitem Ausbildung, 
welche sie jedoch ohne Zweifel auch byzantinischen Vor- 
bildern verdankt. Die Giebel, welche von den Tonnen- 
gewölben bogenartig begränzt sind, werden durch vor- 
tretende Wandpfeiler scheinbar gestützt, die Wandiläehen 
dazwischen sind arabeskenartig verziert. Die Wölbung 
der Conchen ruht auf einem Gesimse, unter welchem ein 
Bogenfries, fast Wie an deutschen Kirchen, herumläuft. 
Die grosse Aehillichkeit dieser im Laufe von mehr 
als einem Jahrhundert erbauten Kirchen ist sehr auffal- 
lend, wenn man sie mit der Mannigfaltigkeit der Formen 
vergleicht, die der byzantinische Styl im weiten Umkreise 
des Gebiets, das er beherrschte, und selbst in seiner 
Mutterstadt beständig in Anwendung brachte. Indessen 
ist es schon an und für sich erklärbar, dass man in einem 
Lande der Nachahmung sich mit ängstlicher Unterwür- 
{igkeit an die Vorbilder, welche überliefert waren, an- 
schloss, und wir. werden es auch sonst als einen Charak- 
terzug der Russen finden, dass sie, wenigstens in kirch- 
lichen Dingen, an der äussern Erscheinung festhalten und 
nicht gern die geringste Abweichung gestatten. Daher 
ist es begreiflich, dass die Bauformen, welche die her- 
beigerufenen byzantinischen Baumeister zuerst angewendet
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.