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Die
russische
Architektur.
würßge Nachahmung byzantinischer Vorbilder, dann eine
schwankende Gestaltung, bedingt durch einheimische,
nach Auflösung des Zusammenhanges mit Byzanz freier
wirkende Elemente und durch den Einfluss der Asiaten.
Noch jetzt ist bekanntlich der Holzbau in Russland
höchst gewöhnlich; nicht bloss die Häuser derl Bauern,
sondern auch die Dorfkirchen und die Mehrzahl der Bür-
gerhäuser in vielen Städten sind blos aus Balken zusam-
mengefügt. Als Wladimir das Christenthum annahm,
war diese Bauart gewiss fast die einzig bekannte. Schon
dieser Fürst erbaute jedoch sogleich nach seiner Taufe,
mit Hülfe griechischer Werkmeister, eine Kirche auf der
Stelle eines Götzentempels in Kiew. Seine Söhne errich-
teten grössere , im Wesentlichen noch jetzt erhaltene
Kathedralen. So gründete Mstislaf, Fürst von Tmutorakan,
in seiner Residenz Tschernigof (1026) eine Sophien-
kirche. Noch thätiger war sein Bruder, der Grossfürst
Jaroslaw, der die Kirchen in Kiew (10373 und in Nov-
gorod (1044-1051), beide ebenfalls durch den Namen
der Sophicnkirche auf ihr Vorbild in Constantinopel
hindeutend, bald darauf die Klosterkirche in Lavra (1054)
erbauen liess. Alle diese Kiraien sind, der Chronik zu-
folge, von byzantinischen Arbeitern ausgeführt, und nichts
war natürlicher, als dass die Russen sich auch bei dem
Kirchenbau enge an das Land anschlossen, aus Welchem
die Glaubenslehren und auch noch lange die Bischöfe und
Priester herkamen. Selbst das Baumaterial, welches man
noch an diesen Kirchen Iindet, ist fremd, es besteht in
grossen durch Kalkguss verbundenen Ziegeln, "oder in
zierlich gearbeiteten Hausteinen; Marmorsäulen zieren den
Eingang, weisse und rothe Marmorplatten bedecken zum
Theil noch jetzt den Fussboden, Glasmosaiken die Wände.