lllongolische
Herrschaft.
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unangefochten, die einheimischen Gesetze bestanden und
die Fürsten behielten noch Kraft und Herrschsucht genug,
um unter sich und mit ihren westlichen Nachbarn Kriege
zu führen. Allein es konnte nicht ausbleiben, dass die
Abhängigkeit von diesem rohen und blutgierigen Volke
sie auf dem kaum begonnenen Wege der Civilisation
hemmte; dass die Neigung zu Wilden Verbrechen, zum
Morde und zur Arglist, die ihre Geschichte schon vorher
zeigte, durch die Unterdrückung selbst und durch das
Beispiel ihrer Beherrscher noch zunahm. An der Gränze
von Asien gelegen hatte Russland schon immer eine Ver-
wandtschaft mit dem Orient gehabt, durch diese Bezie-
hungen musste sie wachsen. Seine Steppen und die N 0th-
wendigkeit der Kriegszüge auf weit ausgedehnten Flächen,
die Entfernung der Wohnplätze und die weite Ausdehnung
der Handelsreisen hatten schon früher eine Wanderlust
erzeugt, welche der Unstätigkeit nomadischer Völker ver-
wandt war; die Verbindung mit dem berittenen Räuber-
volke der Mongolen bestärkte sie in dieser Richtung.
Noch jetzt erkennen wir in dem Charakter des Russen
einen nomadischen Zug; das Pferd ist sein Liebling unter
den Thieren, sein treuer Genosse, er wird lebendig und
froh wenn er auf seinem Wagen sitzt, der Gloekenton
der 'l'r0ika, des Dreigespanns, wirkt auf ihn wie Alpenhorn
und Kuhreigen auf den Schweizer. Der einheimische
Charakter erhielt daher nicht ganz neue Elemente, aber
die Entwickelung wurde durch diese Ereignisse anders
bestimmt und ungünstige oder zweideutige Bestandtheile
erlangten die Überhand.
Diese Naturanlage und diese Ereignisse spiegeln sich
nun auch in der Kunstgeschichte des Volkes ab. Wir
beobachten in derselben anfangs nur eine treue, unter-