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Die
in
Kunst
Russland.
Hier wohnten sie nach den ersten Nachrichten, Svglche
wir durch einen byzantinischen Geschichtschreiber des
sechsten Jahrhunderts erhalten vereinzelt an Flüssen
und Seen oder in Waldungen und Brüchen, in unthiitiger
Ruhe und roher Sitteneiilfalt, mit Gleichmuth und Geduld
dem rauhen Ielimmel trotzend, und durch Jagd, Viehzucht
und Ackerbau ihr einförmiges Leben in schmutziger Ar-
muth fristend. In viele Stämme und Völkerschaften ge-
spalten bildeten sie demokratische Gemeinschaften, mehr
in Folge ihrer Zersplitterung als aus stolzer Freiheits-
liebe. Ihre Religion war ein unklares Heidenthum, sie
beteten Flüsse und Bäume oder wildgestaltete Götzen-
bilder an , und sühnten sie durch blutige Opfer, selbst
durch Menschenleben. Die ersten Keime der Civilisation
Wurden
durch
reisende Kaufleute
oder durch den Verkehr
mit den nahen byzantinischen Provinzen zugeführt, Han-
delsplätze begannen sich zu bilden, aber selbst die Grund-
lagen einer öffentlichen Ordnung, die Segnungen eines
Staatsverbandes erlangten sie erst weit später, im 9.
Jahrhundert, und auch dann noch durch Auswärtige.
WVaräger, wie sie geiramat werden, normännische Aben-
teurer, wurden herbeigerufen, lehrten die Eingebornen die
Künste des Krieges und der Verwaltung und erlangten
die Herrschaft. Bald führten sie ihre Unterthanen zu
weitem Kriegszügen an die Küsten des schwarzen Meeres
und wagten es sogar, mit einer schnellgeschaffenen Flotte
Constantinolael zu bedrohen. Zum ersten Male erscheint
nun der Name der Russen in der Geschichte. Friedens-
Schlüsse und engere Verbindung mit Byzanz, bald (larauf
auch das Eindringen des Christenthunls in diese unwirth-
liehen Länder waren die Folge dieses Streifzugs. Auch
ü) Promp. de bcllo goth. lib. 3. c. H.