Sechstes
Kapitel.
Die
Kunst
i n
Russland.
Das weit verbreitete, jetzt so gewaltige Völkerge-
schlecht der Slaven nimmt in der Geschichterdel- Kunst,
besonders in der der bildenden Künste eine unbedeutende
Stelle ein. Nur die mächtigste der slavischen Nationen,
die russische, verdient hier Erwähnung, obgleich auch
ihre Kunst nicht eine auf eigenem Boden entstandene,
sondern nur eine durch ihre Eigenthümlichkeit und durch
fremde Einflüsse modificirte Ableitung der byzantini-
schen ist.
Die Natur des Landes, in welchem diese Völker
von Anihng an oder doch seit sehr früher Einwanderung
Wohnen , begünstigte das Erwachen der Cultur und na-
mentlich der bildenden Kunst keinesweges. Seitdem die
Geschichte die Slaven kennt, hausen sie in dem Weiten
Länderstriehe der von den Küsten des schwarzen und
des adriatischen Meeres sich bis zur Ostsee und dem
finnischen Meerbusen erstreckt, also in Gegenden rauben
Klimas, die meist eben, von Wäldern und Morästen, von
theilwwise noch jetzt unwirthlichen Steppen bedeckt sind